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Digitaler PHQ-D zur präoperativen psychometrischen Testung bariatrischer Patienten
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Veröffentlicht: | 23. April 2012 |
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Einleitung: Die Prävalenz psychischer Erkrankungen ist bei Adipösen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht. Die umfassende psychosomatische Evaluation gehört daher zur präoperativen Abklärung von Patienten, die sich einem bariatrischen Eingriff unterziehen möchten. Wie und durch wen das psychologische Screening erfolgt ist hingegen umstritten. Der PHQ-D (Gesundheitsfragebogen für Patienten) ist ein anerkanntes Instrument zur Erfassung und Schweregradbeurteilung von psychischen Störungen. Ziel dieser Studie war es, die Eignung des PHQ-D in elektronischer Version bei adipösen Patienten vor geplanter bariatrischer Operation zu untersuchen.
Material und Methoden: Zwischen August 2009 und Januar 2011 wurden Patienten mit dem Wunsch nach einer bariatrischen Operation psychometrisch mit Hilfe des PHQ-D getestet. Der PHQ-D umfasst 78 Items zur Diagnose von somatoformen und depressiven Störungen, Angst- und Essstörungen sowie Alkoholmissbrauch. Die Testung und die anschließende Auswertung erfolgten mit einer eigens entwickelten Software am Computer.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 121 Patienten an der Testung teil. Die Patienten waren durchschnittlich 41,3 Jahre (±10,6 Jahre) alt und hatten einen BMI von 49,0 kg/m2 (±8,5 kg/m2). Die Durchführung des Fragebogens dauerte im Mittel 7,3 Minuten (±1,5 Minuten). Bei insgesamt 81,8% der Patienten zeigten sich Hinweise auf psychische Störungen. Somatoforme Störungen fanden sich bei 58,7% der Patienten, Major Depression bei 27,3%, andere depressive Störungen bei 44,6%, Panikstörungen bei 19,0%, Angststörungen bei 43,8%, Binge-eating-Syndrom bei 19,8% und Alkoholmissbrauch bei 7,4%.
Schlussfolgerung: Die im eigenen Patientengut erhobene Prävalenz psychischer Störungen stimmt mit den aus der Literatur bekannten Daten überein. Der PHQ-D ist ein geeignetes Screening-Instrument zur Diagnose psychischer Erkrankungen bei adipösen Patienten. Die digitale Version ist mit geringem Zeitaufwand durchführbar und die elektronische Auswertung kann auch von Nicht-Spezialisten interpretiert werden.