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Elektrophysiologische Untersuchung mechanischer Belastungen des N. laryngeus recurrens unter kontinuierlichem intraoperativen Neuromonitoring (CIONM)
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Veröffentlicht: | 23. April 2012 |
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Einleitung: Das Recurrensmonitoring im Rahmen der Schilddrüsenchirurgie ist ein bedeutendes diagnostisches Werkzeug. Jedoch konnte in randomisiert kontrollierten Studien kein signifikanter Rückgang der Recurrensparesen gezeigt werden. Über das elektrophysiologische Korrelat beginnender Nervenschädigungen im Elektromyogramm (EMG) liegen wenig Daten vor. Eine Quantifizierung mechanischer Nervenbelastungen im OP ist bisher nicht möglich. Das kontinuierliche intraoperative Neuromonitoring (CIONM) zeigt erste vielversprechende klinische Ergebnisse, bedarf jedoch einer verlässlichen automatischen Signalanalyse, die Informationen über Nervenbelastungen zeitkritisch darstellt. Dies können derzeitig erhältlicheNeuromonitoring-Geräte nicht leisten. Ziel dieser Studie war die experimentelle Untersuchung charakteristischer Signalveränderungen bei mechanischer Nervenbelastung.
Material und Methoden: Am Tiermodell (Hausschwein, n=3, 40-50kg) wurden experimentell an 6 Nerves-at-Risk reproduzierbare Zugbelastungen des Nervus laryngeus recurrens (NLR) unter CIONM mit einem eigens entwickelten Zug-Kraft-Messsystem herbeigeführt. Die Nervenüberwachung erfolgte mittels Vagusstimulation und elektromyographischer Ableitung (EMG) motorisch evozierter Potentiale (MEPs) bei 2 Pulsen/s. Zunächst wurden bei stetiger Erhöhung der Belastung des NLR Zugkraft, Wegstrecke und EMG simultan aufgezeichnet und untersucht. Nach Identifikation der Schwellenwerte wurde außerdem die Auswirkung repetitiver inframaximaler Zugbelastungen auf die Nervenfunktion im EMG untersucht.
Ergebnisse: Definierte Zugbelastungen des NLR führten zu reproduzierbaren, charakteristischen EMG-Veränderungen. In einem Intervall kontinuierlich zunehmender Krafteinwirkung von 160 – 700 mN zeigte sich eine signifikante, nichtlineare Korrelation zwischen Zugkraft und EMG-Amplitude. Ab ca. 1100 mN wurde ein kompletter Ausfall der Nervenfunktion beobachtet, der innerhalb von 3-10 Minuten reversibel war. Bei repetitiver submaximaler Belastung (ohne initiale EMG-Veränderung) trat ebenfalls ein sukzessiver Rückgang der EMG-Amplitude mit Veränderung der MEP-Form bis hin zum kompletten Signalverlust auf (n=120, t=42 min). (Abbildung 1 [Abb. 1])
Schlussfolgerung: Mechanische Nervenbelastungen können mittels EMG erkannt und quantifiziert werden. Die Herausforderung bei der Weiterentwicklung des CIONM wird sein, derartige Belastungen frühzeitig zu erkennen und an den Operateur zu melden. Nur so kann mittelfristig durch CIONM eine Reduktion der intraoperativen NLR-Schädigung durch indirektes Trauma erreicht werden.