gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Der „Praxis-Track“ – wie können Lehrinhalte zur ambulanten Versorgung im Medizinstudium implementiert werden? Lehrziele, Konzeption und Umsetzung eines freiwilligen Schwerpunktangebotes

Artikel Ambulante Versorgung

  • corresponding author Nadja Becker - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Linda Barthen - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Lia Pauscher - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Ferdinand M. Gerlach - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Robert Sader - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Studiendekanat, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Gisela Ravens-Taeuber - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland

GMS J Med Educ 2020;37(3):Doc30

doi: 10.3205/zma001323, urn:nbn:de:0183-zma0013236

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2020-37/zma001323.shtml

Eingereicht: 9. August 2019
Überarbeitet: 9. Januar 2020
Angenommen: 11. Februar 2020
Veröffentlicht: 15. April 2020

© 2020 Becker et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Der „Praxis-Track“ (PAT) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main bietet Studierenden die Möglichkeit, schon während ihres Medizinstudiums einen Schwerpunkt auf die ambulante Patientenversorgung zu legen. In diesem Artikel sollen erstmalig Ziele und Konzeption sowie die Umsetzung des Programms beschrieben werden.

Im Institut für Allgemeinmedizin wurde in Zusammenarbeit mit dem Studiendekanat des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität und weiteren Fachvertretern ein neues Lehrkonzept entwickelt. Dieses ermöglicht Medizinstudierenden schon während ihrer Ausbildung – die überwiegend in hochspezialisierten Kliniken stattfindet – vermehrt praktische Einblicke in die ambulante Tätigkeit niedergelassener Ärzte. Jährlich können 15 interessierte Studierende an dem longitudinalen Programm teilnehmen, das Praktika, Seminare und ein Mentoringprogramm umfasst. In den aktuell drei Kohorten des PAT wurden alle 45 Plätze belegt, die erste Kohorte hat das Programm erstmals vollständig durchlaufen. Es ist gelungen, den Studierenden neben praktischen Fähigkeiten in den Fächern Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Pädiatrie in besonderem Maße die Bandbreite sowie das System der ambulanten Versorgung zu vermitteln. Die Durchführung in vertragsärztlichen Praxen stieß an studienrechtliche Grenzen, daher sind einzelne Programmbestandteile nur auf freiwilliger Basis möglich.

Ausbildungsinhalte zur ambulanten, vertragsärztlichen Versorgung in das Medizinstudium zu integrieren, erscheint vor dem Hintergrund der aktuellen und künftigen Versorgungsrealität sinnvoll und notwendig. Eine Voraussetzung für die Etablierung solcher Programme ist die Schaffung der entsprechenden studienrechtlichen Rahmenbedingungen, um eine vollumfängliche curriculare Integration des Programms zu ermöglichen.

Schlüsselwörter: ambulante Versorgung, hausärztliche Versorgung, Ärztemangel, medizinische Ausbildung, Curriculum


1. Einleitung

Die praktische Ausbildung im Medizinstudium findet überwiegend im stationären Bereich statt, davon zu großen Teilen an hochspezialisierten Universitätskliniken. Ein Großteil der medizinischen Versorgung der Bevölkerung dagegen findet in Deutschland im ambulanten Bereich statt [1]. Derzeit arbeiten etwa 50 Prozent der Ärzte in stationären Einrichtungen und ca. 40 Prozent sind im ambulanten Sektor tätig, rund 10 Prozent arbeiten in anderen Bereichen [2], [3]. In der Versorgungsrealität stehen dem gegenüber 19,5 Millionen stationäre Behandlungsfälle und über eine Milliarde Patientenkontakte in ärztlichen Praxen [4], [5]. In der medizinischen Versorgung lässt sich ein ausgeprägter Trend zur Ambulantisierung beobachten – u.a. bedingt durch medizinisch-technischen Fortschritt, aber auch durch effizientere Möglichkeiten zur Leistungserbringung [6]. Neben diesem Strukturwandel stellen auch die Folgen des demographischen Wandels das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen: mit der steigenden Lebenserwartung kommt es zu einer Zunahme von chronischen Erkrankungen sowie Multimorbidität, was zu einer zunehmend komplexer werdenden, arbeitsteiligeren medizinischen Versorgung führt [1]. Gleichzeitig verändert sich die Ärzteschaft: Alterung, vermehrte Teilzeittätigkeit sowie Fehlverteilung verschärfen den insbesondere im hausärztlichen Bereich und in ländlichen Regionen drohenden Ärztemangel [1], [2], [7].

Um dieser Diskrepanz zwischen medizinischer Ausbildung und Versorgungsrealität zu begegnen, bedarf es neuer Lehrkonzepte, die die ambulante medizinische Versorgung und insbesondere die Bedeutung der hausärztlichen Tätigkeit stärker in den Fokus rücken. Dies fordert auch der von Bund und Ländern verabschiedete „Masterplan Medizinstudium 2020“, der eine Reform des Medizinstudiums anstrebt. Ein wesentlicher Bestandteil soll dabei eine umfassendere Abbildung der ambulanten Medizin und das Vermitteln von alltäglichen Krankheitsbildern sein sowie eine weitere Stärkung des Fachs Allgemeinmedizin. Ziel ist es, allen Studierenden ein grundlegendes Verständnis für eine patientenorientierte Kooperation von Haus- und Fachärzten sowie anderen Gesundheitsberufen in einer zunehmend komplexer werdenden medizinischen Versorgung zu vermitteln. Diese Lehrinhalte sollen neben anderen Maßnahmen dazu beitragen, die Motivation zu einer späteren Niederlassung zu erhöhen [8]. Ergebnisse einer Studierendenbefragung im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zeigen, dass eine hohe Bereitschaft besteht, im ambulanten vertragsärztlichen Bereich zu arbeiten - knapp 70 Prozent der Befragten können sich eine ambulante Tätigkeit vorstellen. 53 Prozent gaben jedoch an, sich schlecht über die Rahmenbedingungen und Anforderungen der ambulanten Versorgung informiert zu fühlen. Eine mögliche Erklärung hierfür scheint der geringe Kontakt zu ambulant tätigen Ärzten als Informationsquelle und als Vorbild während des Studiums zu sein. 37 Prozent der Befragten können sich eine Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin vorstellen, gleichwohl entfielen in den Jahren 2017 und 2018 nur etwa 10 Prozent aller bundesweiten Facharztanerkennungen auf das Fachgebiet [2], [3], [9].

Die Anzahl an strukturierten, longitudinalen Förderprogrammen im Fach Allgemeinmedizin in Deutschland hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen [10]. Die Angebote unterscheiden sich jedoch deutlich in Struktur und Ausgestaltung und sind im Vergleich zu Angeboten im Ausland noch sehr jung [10], [11]. Untersuchungen zu Lehrprojekten im In- und Ausland, die eine gezielte Förderung des (ländlichen) Hausärztenachwuchses anstreben, konnten positive Effekte auf das Interesse von Medizinstudierenden an der hausärztlichen Medizin und auf den späteren Berufswunsch zeigen - wenn auch teils ein Bias durch vorselektierte Zielgruppen angenommen werden muss. Wesentliche Faktoren sind dabei eine frühzeitige und kontinuierliche thematische Einbindung sowie berufliche Vorbilder [7], [12], [13], [14].

Vor diesem Hintergrund wurde an der Goethe-Universität Frankfurt am Main das Projekt „Praxis-Track“ (PAT) entwickelt. Interessierte Medizinstudierende können frühzeitig und während des gesamten klinischen Studienverlaufs die ambulante vertragsärztliche Versorgung und ihre Akteure eingehend kennenlernen und einen individuellen Studienschwerpunkt setzen. Das Konzept greift dabei auf curriculare Bestandteile zurück, um bestehende Strukturen einzubeziehen und zu ergänzen. So soll der Aufwand sowohl für die teilnehmenden Studierenden, als auch von administrativer Seite möglichst geringgehalten werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Ziele und Konzeption sowie Umsetzung des PAT erstmalig zu beschreiben.


2. Projektbeschreibung

2.1. Lehrziele

Die teilnehmenden Studierenden erhalten die Möglichkeit, schon während des Studiums die ambulante Versorgung eingehender kennenzulernen. Im Vordergrund stehen dabei zum einen Patienten- und Praxisbezug, durch die Vermittlung von häufigen Krankheiten und Beratungsanlässen der beteiligten Fachdisziplinen. Zum anderen findet eine intensive Berufsfelderkundung statt, um Besonderheiten und Herausforderungen in der ambulanten und professionsübergreifenden Versorgung aufzuzeigen (Kooperation mit anderen Fachärzten und Gesundheitsberufen, administrative Rahmenbedingungen, Berufsperspektiven). Die Studierenden sollen gezielt und an ihren individuellen Interessen ausgerichtet eine Vorstellung des Arbeitens im ambulanten Sektor erhalten. Die individuelle Förderung und die Unterstützung der Teilnehmenden bei ihrer eigenen Karriereplanung spielen dabei eine entscheidende Rolle.

2.2. Konzeption

Die konzeptionelle Entwicklung knüpfte an eine eigene Befragung der Medizinstudierenden an der Goethe-Universität an, in der sich zwar ein deutliches Interesse an einer späteren hausärztlichen Tätigkeit zeigte, die Teilnehmenden aber angaben, sich durch das Studium nicht ausreichend auf eine solche Tätigkeit vorbereitet zu fühlen. Mittels Literatur- und Onlinerecherche wurden zunächst Informationen zu inter-/nationalen universitären Ausbildungsprogrammen zur Förderung der Allgemeinmedizin im Studium gesammelt [11]. In der etwa einjährigen Konzeptionsphase wurde in Abstimmung mit dem Studiendekan sowie dem Studiendekanat und mit den Lehrbeauftragten der eingebundenen Fächer das Ausbildungskonzept erarbeitet. Dieses rückt die ambulante Medizin im Studium in den Fokus, bei gleichzeitig möglichst geringem administrativem Aufwand. Die Konzeption der Implementierungsphase beinhaltete geeignete Informations- und Werbemaßnahmen, Auswahl der Teilnehmenden, inhaltliche Gestaltung des Begleitseminars und Mentorings sowie die Auswahl geeigneter Lehrpraxen.

2.3. Konzept

Bei dem Programm handelt es sich um ein longitudinales Studienangebot. Dieses kann freiwillig ab dem ersten klinischen Semester und über den gesamten klinischen Studienabschnitt (sechs Semester bzw. drei Jahre) von 15 Studierenden pro Studienjahr (insgesamt 45 Studierende) belegt werden.

Das Programm besteht aus drei Hauptkomponenten (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]):

1.
curriculare Blockpraktika in ausgewählten Lehrkrankenhäusern
2.
freiwillige ambulante Praktika in vertragsärztlichen Praxen
3.
Seminar- und Mentoringreihe (Klinisches Wahlfach)
2.3.1. Curriculare Blockpraktika

Die curricularen Blockpraktika der Fächer Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Pädiatrie finden für die Teilnehmenden in ausgewählten, kleineren akademischen Lehrkrankenhäusern statt, die der Grund- und Regelversorgung zugeordnet sind. Dabei sollen die Studierenden überwiegend in den (Zentralen Notfall-) Ambulanzen eingesetzt werden. Das curriculare Blockpraktikum Allgemeinmedizin absolvieren die Studierenden gleichermaßen wie ihre Kommilitonen in ausgewählten Hausarztpraxen. Während dieser fünf Lehrveranstaltungen sollen die Teilnehmenden sowohl ein möglichst breites medizinisches Krankheits- und Patientenspektrum erleben, als auch die eigenen praktischen Fähigkeiten trainieren. Die Einteilung der teilnehmenden Studierenden findet in enger Abstimmung mit dem Studiendekanat des Fachbereichs Medizin statt.

In der ursprünglichen Konzeption des PAT war vorgesehen, dass die curricularen Blockpraktika der genannten Fächer in Praxen niedergelassener Fachärzte anstatt in Lehrkrankenhäusern stattfinden. Hierdurch sollte eine tatsächliche Integration des ambulanten vertragsärztlichen Sektors in die curriculare, praktische Ausbildung erreicht werden. Dieser Plan scheiterte jedoch an den studienrechtlichen Rahmenbedingungen. Zum einen hätten in der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO) festgelegte Ausbildungsstunden („Unterricht am Krankenbett“, definiert als Unterricht an über Mitternacht belegten Betten) formal nicht erfüllt werden können, zum anderen hätten dem Fachbereich möglicherweise kapazitätsrechtliche Folgen (Steigerung der Studienplätze) gedroht [https://www.gesetze-im-internet.de/_appro_2002/BJNR240500002.html], [http://www.vhw-bund.de/DOCS/RECHT/KapVHE1994.pdf]. Folglich verbleiben die Studierenden für die curricularen Blockpraktika zunächst in Lehrkrankenhäusern. Um dennoch das ambulante vertragsärztliche Spektrum der Fächer intensiv erleben zu können, werden die Studierenden zur Teilnahme an freiwilligen ambulanten Praktika in entsprechenden Facharztpraxen motiviert.

2.3.2. Freiwillige ambulante Praktika

Die ambulanten Praktika finden auf freiwilliger Basis statt und können in ausgewählten Lehrpraxen mit didaktisch geschulten Fachärzten in den Fächern Allgemeinmedizin, Chirurgie, Gynäkologie und Pädiatrie absolviert werden. Die Praxen wurden nach formalen Kriterien ausgewählt, um die fachspezifischen Lernziele zu ermöglichen (jeweils fachspezifische Leistungen wie beispielsweise für chirurgische Lehrpraxen regelmäßige operative Tätigkeit in eigenem OP oder als Belegarzt, nach Möglichkeit Gemeinschaftspraxis, Sprechstunde an 5 Tagen/Woche, gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel). Die Praxen wurden angeschrieben sowie bei Rückmeldung individuell zum Programm informiert und beraten. Die teilnehmenden Lehrärzte erhalten eine organisatorische Einführung und nehmen an einem Didaktik-Workshop teil. Die Praktika umfassen eine volle Woche und finden in einer 1:1-Betreuung statt (die Lehrärzte erhalten eine Aufwandsentschädigung von 125 Euro pro Praktikumswoche). Spezielle Lernzielkataloge unterstützen die Lehrärzte und Studierenden bei der inhaltlichen Gestaltung der Praktika. Diese wurden gemeinsam mit den Unterrichtsbeauftragten der jeweiligen Fächer entwickelt. Ziel der Praktika ist es, das ambulante Tätigkeitsspektrum des Fachgebietes zu erleben, die Struktur und Organisation der Praxis kennenzulernen und eigene praktische Erfahrungen zu sammeln. Die Teilnehmenden können bis zu vier einwöchige Praktika, davon max. zwei Praktika im selben Fachgebiet, absolvieren. Um dem zeitlichen Mehraufwand gerecht zu werden, erhalten die Studierenden eine finanzielle Aufwandsentschädigung (150 Euro pro voller Praktikumswoche).

2.3.3. Seminar- und Mentoringreihe

Die begleitende Seminar- und Mentoringreihe deckt das Pflichtwahlfach im klinischen Studienabschnitt (4 Semesterwochenstunden) ab. Die Seminarreihe (2 Seminare pro Semester vom 2.- 6. klin. Semester) beleuchtet intensiv den ambulanten Sektor der Medizin in Deutschland – Themen sind beispielsweise ein Überblick zum deutschen Gesundheitssystem, Berufsperspektiven in der Niederlassung, Versorgungsmodelle der Palliativmedizin, Umgang mit Multimorbidität und Multimedikation, Gesundheitsberufe und Praxisteams der Zukunft sowie innovative Versorgungsmodelle. Zudem können die Studierenden auch eigene Wünsche zu den Seminarthemen einbringen. Daneben belegen die Studierenden vier ausgewählte Module des Promotionskollegs an der medizinischen Fakultät der Goethe-Universität, in denen Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt werden.

Das Mentoring wird in Kleingruppen à sieben bzw. acht Studierende durchgeführt, denen jeweils zwei Mentoren zugeteilt sind. Als Mentoren werden bewusst junge Ärzten in Weiterbildung eingesetzt, da diese noch nah am Studium und den damit verbundenen Themen sind und zudem aus der aktuellen Weiterbildungssituation berichten können. Die Mentoringtreffen finden zweimal pro Semester statt. Die Themen können von den Teilnehmenden selbst gewählt werden und drehen sich rund um die individuelle Studien- und Karriereplanung (Famulatur, Praktisches Jahr, Promotion, Berufsstart, ärztliche Weiterbildung und Zusatzbezeichnungen, Balance zwischen Arbeit und Freizeit, u.v.m.).

Neben diesen Programmbestandteilen erhalten die Teilnehmenden einen Büchergutschein in Höhe von 50 Euro pro Semester sowie die Möglichkeit zur Erstattung von Kongresskosten bei inhaltlichem Bezug zum Programm (max. 200 Euro/Jahr). Außerdem können sie optional an einem jährlichen Tagesausflug zu innovativen Versorgungsmodellen teilnehmen. Die Ausflüge dienen dazu, neue Kooperationsformen in der ambulanten Versorgung sowie zwischen verschiedenen Gesundheitsberufen vor Ort kennenzulernen.

2.3.4. Bekanntmachung des Programms und Auswahl der Teilnehmer

Mit Beginn des 1. klinischen Semesters werden alle Studierenden in einer Informationsveranstaltung über die Möglichkeit einer freiwilligen Programmteilnahme informiert. Zudem erfolgt die Bewerbung des Programms und die verantwortlichen Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin stehen für weitere Informationen zur Verfügung.

Die Bewerbung erfolgt schriftlich anhand eines vorgegebenen Fragebogens. Neben Angaben zur Person werden in offenen Fragen eine Darstellung der Motivation zur Teilnahme sowie Erwartungen zum Programm gefordert. Die Beurteilung der Bewerbungsunterlagen erfolgt durch ein Punktesystem, welches Auswahlkriterien berücksichtigt, für die in der Literatur ein positiver Zusammenhang mit einer späteren hausärztlichen Tätigkeit beschrieben ist. Dazu zählen beispielsweise biographische Faktoren (ländliche Herkunft, abgeschlossene Berufsausbildung), Arbeitsvorstellungen bzw. ärztliches Berufsbild, persönliche Erfahrungen im Bereich der hausärztlichen Versorgung [15], [16]. Die Vergabe der Plätze erfolgt transparent anhand erreichter Punktwerte, bei Gleichstand entscheidet das Los.

Zum Ende des ersten klinischen Semesters startet das Programm mit einer Einführungsveranstaltung. Diese dient dem gegenseitigen Kennenlernen von Teilnehmenden und Akteuren sowie einer organisatorischen Einführung in das Programm.

2.4. Evaluation

Das Evaluationskonzept des PAT umfasst eine Prozess- sowie Ergebnisevaluation [17]. Die Prozessevaluation soll dabei die fortlaufende Implementierung und Umsetzung des Konzepts erfassen, um so eine optimale Steuerung und Weiterentwicklung zu ermöglichen sowie bei Bedarf notwendige Korrekturmaßnahmen zu ergreifen. Es werden alle Programmbestandteile evaluiert. Zudem findet eine langfristig angelegte Ergebnisevaluation, auch als Verbleibstudie, statt. Damit sollen Effekte des PAT in Bezug auf den Berufswunsch und die spätere ärztliche Tätigkeit überprüft werden.


3. Erste Ergebnisse

Es ist gelungen, ein vielseitiges Programm zu entwickeln, das praktische Kompetenzen und theoretisches Wissen in Ergänzung zu den bestehenden curricularen Studieninhalten fördert. Die freiwilligen ambulanten Praktika ermöglichen strukturierte Einblicke in die ambulante Versorgung. Dabei ist der organisatorische Aufwand für die Teilnehmenden durch die kurze Dauer und ausgewählte Lehrpraxen vergleichsweise gering. Die neu konzipierte Seminar- und Mentoringreihe sowie der Tagesausflug bieten einen fortlaufenden Rahmen für die intensive Berufsfelderkundung des ambulanten Sektors.

Der PAT wurde erstmalig zum Wintersemester 2016/17 angeboten. Es wurden alle 15 zur Verfügung stehenden Plätze vergeben (bei 15 Bewerbern). Die erste Kohorte hat im Sommersemester 2019 das Programm vollständig durchlaufen und abgeschlossen. Auch in der zweiten und dritten Kohorte zum Wintersemester 2017/18 bzw. 2018/19 wurden je 15 Plätze vollständig besetzt, bei einer jeweils über den Plätzen liegenden Bewerberzahl (32 bzw. 19 Bewerbungen). Die Zusammensetzung der Teilnehmenden zeigt hinsichtlich biographischer Daten zum aktuellen Zeitpunkt ein heterogenes Bild (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).

Hinsichtlich der Umsetzung zeigte sich, dass insbesondere die Einbindung der vertragsärztlichen Lehrpraxen sowie die Organisation der Seminar- und Mentoringreihe (Terminkoordination, Rekrutierung geeigneter Dozenten) sehr zeitintensiv sind. Auch die Betreuung der Studierenden und die Abklärung von Einzelfällen (Freisemester für Ausland/Promotion, Nachholen von Fehlzeiten etc.) erfordern eine stetige Ansprechbarkeit. Es bedarf daher ausreichend personeller Ressourcen, um eine gute organisatorische Qualität für das Programm zu garantieren. Die aktuell im Projekt veranschlagte Personalstelle von 80 Prozent Wochenarbeitszeit eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters ist für drei laufende Kohorten à 15 Studierende angemessen. Die Finanzierung wurde zunächst über Fördergelder des Fachbereichs und der Universität sichergestellt. Als langfristiger Projektpartner konnte die Kassenärztliche Vereinigung Hessen gewonnen werden.


4. Diskussion

Der PAT bietet die Möglichkeit, bereits während des Medizinstudiums einen Schwerpunkt im Bereich der ambulanten Versorgung zu setzen. Damit setzt er schon heute wesentliche Forderungen des „Masterplans Medizinstudium 2020“ um. Dieser sieht eine Neuausrichtung des Medizinstudiums in Deutschland unter Berücksichtigung einer verstärkten wissenschaftlichen Ausbildung sowie Orientierung an der komplexen Versorgungsrealität vor [8].

Die Neuerung der ÄApprO im Jahr 2002 veranlasste bereits eine Reform des Medizinstudiums hin zu mehr praktischen Ausbildungsinhalten [https://www.gesetze-im-internet.de/_appro_2002/BJNR240500002.html]. Hieraus sind u.a. eine Stärkung der universitären Präsenz des Fachs Allgemeinmedizin (beispielsweise durch die Schaffung allgemeinmedizinischer Lehrstühle an zahlreichen Fakultäten sowie die Einführung eines verbindlichen Blockpraktikums Allgemeinmedizin), eine verbesserte Verzahnung theoretisch-praktischen Wissens sowie zahlreiche Lehrprojekte und Initiativen zu einer verbesserten Vermittlung praktischer Fertigkeiten (z.B. Skills Lab) entstanden [18]. Dennoch können interessierte Medizinstudierende bisher nur begrenzt individuelle Schwerpunkte im Studium setzen. Bei der Konzeption des Lehrprojektes ergaben sich durch die aktuellen studienrechtlichen Vorgaben [https://www.gesetze-im-internet.de/_appro_2002/BJNR240500002.html], [http://www.vhw-bund.de/DOCS/RECHT/KapVHE1994.pdf] zudem wesentliche Einschränkungen. Eine verstärkte Integration des ambulanten vertragsärztlichen Sektors in die Pflichtlehrveranstaltungen ist derzeit nicht umsetzbar. Die in der ÄApprO vorgeschriebene hohe verpflichtende Stundenzahl von „Unterricht am Krankenbett“ ist formal nicht im ambulanten Bereich durchführbar, wenn auch inhaltlich ebenso am ambulanten Patienten Unterricht stattfinden könnte und hierbei eine Vielzahl relevanter Krankheitsbilder dargestellt würde. Aus unserer Sicht müssen diese Aspekte bei der Umsetzung des Masterplans und der damit verbundenen Reform der rechtlichen Bestimmungen dringend berücksichtigt werden, um den Fakultäten mehr Möglichkeiten zu geben, vertragsärztliche Praxen in die curriculare Lehre des Medizinstudiums einzubeziehen. Erste Erfahrungen in dem Projekt haben gezeigt, dass sowohl seitens der Studierenden als auch der niedergelassenen Ärzte großes Interesse und Engagement bestehen, die breite ambulante Versorgung im Medizinstudium abzubilden. Voraussetzung ist zum einen die Schaffung eines rechtlichen Rahmens, in dem die Kooperation von medizinischen Fakultäten mit ambulanten Versorgungseinrichtungen bzw. vertragsärztlichen Praxen nicht kapazitätswirksam ist. Zum anderen ist eine – ggf. sogar verpflichtende – Verankerung von Lehrinhalten und -veranstaltungen aus dem Bereich der ambulanten Versorgung in der ÄApprO erforderlich. Im Falle eines verpflichtenden ambulanten Bestandteils im Curriculum können Programme wir der PAT wertvolle Erfahrungen für eine künftige Umsetzung bereitstellen – beispielsweise die Kooperation mit fachärztlichen Praxen inkl. didaktischer Schulung der Lehrärzte, die Erarbeitung von spezifischen Lernzielen im ambulanten Bereich oder die thematische Konzeption der Seminarreihe zu relevanten Versorgungsaspekten.

Für die Konzeption von Initiativen zur Nachwuchsförderung spielen auch die Berufsvorstellungen der nachrückenden Medizinergenerationen eine wichtige Rolle. Eine Befragung von Studierenden aus dem Jahr 2012 ergab, dass insbesondere eine ausgeglichene Balance zwischen Arbeit und Freizeit bzw. Beruf und Familie bei jungen Ärzten geschlechtsunabhängig höchste Priorität haben. Karriere und Einkommen folgen erst nachgeordnet. Zudem werden im Arbeitsalltag selbstständige und abwechslungsreiche ärztliche Tätigkeiten sowie eine gute interdisziplinäre Kooperation und ein gutes Betriebsklima erwartet [19]. Diesen Themen wird das Konzept des PAT durch die Inhalte des klinischen Wahlpflichtfachs gerecht: im Begleitseminar stellen niedergelassene Ärzte u.a. ihren Arbeitsalltag dar, berichten über das klinische Spektrum und die Verzahnung mit anderen Gesundheitsberufen. Themen wie Karriereplanung und Berufsvorstellungen können intensiv im Mentoring behandelt werden. Mentoringprogramme gelten als wichtiges, karriereförderndes Instrument und werden seit einigen Jahren an medizinischen Fakultäten in Deutschland zunehmend entwickelt. Evaluationsergebnisse legen hohe Akzeptanz- und Zufriedenheitswerte der teilnehmenden Medizinstudierenden nahe [20], [21]. Der optionale jährliche Tagesausflug bietet zudem die Möglichkeit, verschiedene Versorgungskonzepte und Arbeitsmodelle in der Realität kennenzulernen.

Medizinstudierende schätzen den hohen Praxisbezug in ihrem Studium, dennoch sehen sie in ihrer Ausbildung noch Verbesserungsbedarf im Bereich des Wissenstransfers, des strukturierten und systematischen Arbeitens und in der Förderung sozialer Kompetenzen [22]. Durch den intensiven Praxis- und Patientenbezug und den Fokus auf die ambulante Versorgung können Programme wie der PAT einen wesentlichen Beitrag leisten, den jungen Medizinern eine Verzahnung von theoretischem und praktischem Wissen sowie Kompetenzen für den Umgang mit Patienten im medizinischen Alltag zu vermitteln.


5. Schlussfolgerung

Vor dem Hintergrund der aktuellen Versorgungsrealität und des zu erwartenden Versorgungsbedarfs erscheint es dringend nötig, Studierende der Medizin für eine spätere Tätigkeit in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung zu motivieren und entsprechend vorzubereiten. Der PAT erfüllt diese Forderungen in einem strukturierten, longitudinal angelegten Konzept. Um die Attraktivität solcher Programme zu steigern, ist es wichtig, künftig eine vollumfängliche curriculare Integration ambulanter Lehrangebote zu erreichen. Langfristig wünschenswert ist eine Integration ambulanter Ausbildungsinhalte für alle Medizinstudierenden.


Anmerkung

In dieser Publikation wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit für Personen die männliche Form gewählt. Die Formulierungen beziehen sich jedoch stets auf Angehörige aller Geschlechter.


Danksagung

Für die Unterstützung und Förderung des Lehrprojektes „Praxis-Track“ danken wir dem Fachbereich Medizin und dem Förderfonds Lehre der Goethe-Universität Frankfurt sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen.

Wir danken dem Studiendekanat des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt für die Unterstützung bei der Einteilung der teilnehmenden Studierenden.

Phillip Elliott danken wir für die Übersetzung der englischen Fassung des Manuskriptes.


Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Robert Koch Institut (RKI). Gesundheit in Deutschland - Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Stuttgart: Robert Koch-Institut; 2015.
2.
Bundesärztekammer. Ärztestatistik zum 31. Dezember 2017. Berlin: Bundesärztekammer; 2018. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2017/ Externer Link
3.
Bundesärztekammer. Ärztestatistik zum 31. Dezember 2018. Berlin: Bundesärztekammer; 2019. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2018/ Externer Link
4.
Statistisches Bundesamt. Pressemitteilung 276/17: 19,5 Millionen Patienten im Jahr 2016 stationär im Krankenhaus behandelt. Wiesbaden: Destatis; 2017.
5.
Kassenärztliche Bundesvereinigung. Leistungskennzahlen der ambulanten Versorgung in Deutschland. Berlin: Kassenärztliche Bundesvereinigung; 2017.
6.
Nagel E, Neukirch B, Schmid A, Schulte G. Wege zu einer effektiven und effizienten Zusammenarbeit in der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland - Gutachten im Auftrag des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland. Berlin: Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung in Deutschland; 2017. Zugänglich unter/available from: https://www.zi.de/publikationen/gutachten/ Externer Link
7.
Kaduszkiewicz H, Teichert U, van den Bussche H. Ärztemangel in der hausärztlichen Versorgung auf dem Lande und im Öffentlichen Gesundheitsdienst: Eine kritische Analyse der Evidenz bezüglich der Rolle von Aus- und Weiterbildung. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2018;61:187-194. DOI: 10.1007/s00103-017-2671-1 Externer Link
8.
Bundesministerium für Bildung und Forschung. Masterplan Medizinstudium 2020 - Beschlusstext vom 31.03.2017. Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung; 2017.
9.
Jacob R, Kopp J, Schultz S. Berufsmonitoring Medizinstudenten 2014 - Ergebnisse einer bundesweiten Befragung. Berlin: Kassenärztliche Bundesvereinigung; 2016.
10.
Blozik E, Ehrhardt M, Scherer M. Förderung des allgemeinmedizinischen Nachwuchses: Initiativen in der universitären Ausbildung von Medizinstudierenden. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2014;57:892-902. DOI: 10.1007/s00103-014-1984-6 Externer Link
11.
Barthen L, Beig I, Sennekamp M, Gerlach FM, Erler A, Ravens-Taeuber G. Raus aufs Land während des Medizinstudiums. Eine Übersicht zu bestehenden und geplanten allgemeinmedizinischen Förderangeboten. Z Allgemeinmed. 2016;92(11). DOI: 10.3238/zfa.2016.0448-0455 Externer Link
12.
Deutsch T, Lippmann S, Frese T, Sandholzer H. Gewinnung hausärztlichen Nachwuchses - Zusammenhang zwischen praxisorientierter Lehre und Karriereentscheidung. Gesundheitswes. 2014;76(01):26-31. DOI: 10.1055/s-0033-1334933 Externer Link
13.
Samos FA, Heise M, Fuchs S, Mittmann S, Bauer A, Klement A. Pilot phase evaluation of the elective general practice class. GMS J Med Educ. 2017;34(1):Doc04. DOi: 10.3205/zma0011081
14.
Pfarrwaller E, Sommer J, Chung C, Maisonneuve H, Nendaz M, Junod Perron N, Haller DM. Impact of Interventions to Increase the Proportion of Medical Students Choosing a Primary Care Career: A Systematic Review. J Gen Intern Med. 2015;30(9):1349-1358. DOI: 10.1007/s11606-015-3372-9 Externer Link
15.
Avery D, Wheat J, McKnight J, Leeper J. Factors associated with choosing family medicine as a career specialty: What can we use. Am J Clin Med. 2009;6:54-58.
16.
Deutsch T, Lippmann S, Frese T, Sandholzer H. Who wants to become a general practitioner? Student and curriculum factors associated with choosing a GP career - a multivariable analysis with particular consideration of practice-orientated GP courses. Scand J Prim Health Care. 2015;33(1):47-53. DOI: 10.3109/02813432.2015.1020661 Externer Link
17.
Kromrey H. Evaluation - ein vielschichtiges Konzept Begriff und Methodik von Evaluierung und Evaluationsforschung. Empfehlungen für die Praxis. Sozialwiss Berufspraxis. 2001;24(2):105-131.
18.
Chenot JF. Undergraduate medical education in Germany. GMS Ger Med Sci. 2009;7:Doc02. DOI: 10.3205/000061 Externer Link
19.
Kasch R, Engelhardt M, Förch M, Merk H, Walcher F, Fröhlich S. Ärztemangel: Was tun, bevor Generation Y ausbleibt? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung. Zentralbl Chir. 2016;141(02):190-196. DOI: 10.1055/s-0035-1557857 Externer Link
20.
Broermann M, Wunder A, Sommer S, Baum E, Gerlach FM, Sennekamp M. Hessenweites Weiterbildungskolleg für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin. Z Allgemeinmed. 2015;91(1). DOI: 10.3238/zfa.2015.0018-0022 Externer Link
21.
Bergelt C, Heinen I, Guse J. Mentoring für Studierende in der Medizin: Darstellung und Evaluation eines differenzierten Mentoringprogramms an einer medizinischen Fakultät. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2018;61:210-217. DOI: 10.1007/s00103-017-2674-y Externer Link
22.
Piedmont S, Robra BP. Theory and practice in medical education - expectations and development of skills experienced by students of human medicine compared with students in other disciplines. GMS Z Med Ausbild. 2015;32(1):Doc8. DOI: 10.3205/zma000950 Externer Link