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50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02.05. - 04.05.2024, München

Funktionelle und Patient-Reported Outcome Measures bei lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom-Patienten mit und ohne neoadjuvanter Behandlung: Eine retrospektive Längsschnittstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mariana Schäffer - Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, München, Deutschland
  • Matthias Jahnen - Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, München, Deutschland
  • Valentin H. Meissner - Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, München, Deutschland
  • Stefan Schiele - Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, München, Deutschland
  • Jürgen Gschwend - Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, München, Deutschland
  • Kathleen Herkommer - Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, München, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. München, 02.-04.05.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24urobay44

doi: 10.3205/24urobay44, urn:nbn:de:0183-24urobay448

Published: April 26, 2024

© 2024 Schäffer et al.
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Text

Einleitung: Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom (≥cT3 PCa) werden zunehmend im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes behandelt, um lokal eine bestmögliche Tumorkontrolle zu erreichen und die onkologische Langzeitprognose zu verbessern. Inwiefern eine neoadjuvante Therapie vor radikaler Prostatektomie (RP) Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und funktionellen Outcomes hat, ist bisher unzureichend untersucht worden. Ziel der vorliegenden Analyse war es die funktionellen Outcomes, insbesondere die Kontinenz, sowie weitere Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem PCa nach RP mit und ohne neoadjuvanter Behandlung zu untersuchen.

Methode: Eingeschlossen wurden Daten von Patienten mit klinisch lokal fortgeschrittenem PCa, welche zwischen 2015 und 2022 am Klinikum rechts der Isar der TU München mittels RP mit (Neo-RP-Gruppe) und ohne (RP-Gruppe) neoadjuvanter Therapie (Hormonchemotherapie oder erweiterte Androgendeprivationstherapie) behandelt wurden. Die Patientendaten wurden hinsichtlich der Kontinenz, dem Expanded Prostate Index Composite Short Form (EPIC-26), der Lebensqualität (EORTC QL-2) und der krebsspezifischen Belastung (FBK-10) zum präoperativen Zeitpunkt sowie 6 und 12 Monate nach RP verglichen zwischen der Neo-RP- und RP-Gruppen verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden n=379 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 68,8 Jahren (SD 7,7) in die Analyse eingeschlossen. 21,4% der Patienten erhielten eine neoadjuvante Therapie, bei den verbleibenden 78,6% wurde nur eine RP durchgeführt. Von allen Patienten hatten 40,1% ein klinisches Stadium cT3a, 48,8% cT3b und 11,1% cT4. Eine beidseitige bzw. partiell nervenerhaltende RP wurde in 14,0% bzw. 61,7% durchgeführt. Kontinenz, definiert als die Verwendung von bis zu einer trockenen Vorlage in 24 Stunden, wurde bei 86,9% der RP-Gruppe und bei 93,7% der Neo-RP Patienten nach 12 Monaten erreicht. Präoperativ und bis 12 Monate nach RP zeigte die Neo-RP-Gruppe eine schlechtere sexuelle und hormonelle Funktion sowie eine höhere Krebsbelastung (alle p<0,05). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Lebensqualität in beiden Gruppen (p=0,26).

Schlussfolgerung: Die vorliegende Analyse zeigt, dass Patienten nach RP mit neoadjuvanter Behandlung mit lokal fortgeschrittenem PCa im Vergleich zu Patienten mit alleiniger RP eine vergleichbar hohe Kontinenzrate 12 Monate nach RP aufweisen. Wie erwartet war eine neoadjuvante Behandlung mit einer schlechteren sexuellen und hormonellen Funktion assoziiert. Allerdings war die globale Lebensqualität bei beiden Gruppen ähnlich. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass Patienten umfassend über die Vorteile und Risiken einer lokalen Therapie mit und ohne neoadjuvanter Behandlung aufgeklärt werden. Weitere prospektive randomisierte Studien sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.