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Die Mediastinitis aus Sicht des HNO-Arztes
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Published: | December 11, 2012 |
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Hintergrund: Die Mediastinitis bleibt trotz intensiver multidisziplinärer Bemühungen eine Herausforderung mit hoher Komplikations- und Mortalitätsrate. In der Literatur wird die Mortalität immer noch mit 25–40% angegeben. Die bedrohlichste Form ist die deszendierende nekrotisierende Mediastinitis (DNM), die als Komplikation ausgeprägter oropharyngealer Infektionen, wie z.B. bei Parapharyngealabszess, Angina Ludovici oder auch iatrogen bei Ösophagusperforation nach einer Speiseröhrenspiegelung, auftreten kann. Umgehend nach Manifestation einer Mediastinitis besteht das Risiko eines fulminanten Krankheitsverlaufs mit Sepsis. Deshalb ist das frühzeitige Erkennen einer Mediastinitis sowie ein gut abgestimmtes Vorgehen zwischen Thorax-Chirurgie, Intensivmedizin und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde prognostisch entscheidend.
Methoden: Es wurden ab Januar 2006 retrospektiv insgesamt sieben Patienten ausgewertet, die sich mit einer entsprechenden Symptomatik in der HNO-Klinik am Marienhof des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur vorstellten bzw. bei denen sich im Verlauf die Diagnose ergab.
Der Schwerpunkt der Auswertung liegt in der Darstellung der Krankheitsverläufe, der multidisziplinären Therapie, dem variablen Keimspektrum, den Begleiterkrankungen sowie den beobachteten Komplikationen.
Ergebnisse: Bei den sieben ausgewerteten Patienten waren hauptsächlich oropharyngeale Infektionen mit deszendierender Abszedierung für die beobachtete Mediastinitis verantwortlich (fünf Pat.), gefolgt von Läsionen des Ösophagus bzw. des Hypopharynx im Rahmen von Fremdkörperentfernungen (zwei Pat.). Das durchschnittliche Patientenalter lag bei 63 ±21 Jahren (jüngste Patientin 22 Jahre, älteste Pat. 75 Jahre). Eine Sepsis mit Multiorganversagen trat bei einem Patienten auf und wurde intensivmedizinisch therapiert. Unter anderem wurde bei akutem Nierenversagen eine intermittierende Hämodialyse durchgeführt. Im weiteren Verlauf wurde eine Tracheotomie bei prolongierter Beatmung erforderlich. Weitere beobachtete Komplikationen waren eine sekundäre Trachealwandnekrose bzw. eine Pneumonie. Die Verweildauer auf der Intensivstation variierte stark und reichte von 3 bis 43 Tagen. Nach ca. 29 ±20 Tagen konnten erfreulicherweise alle Patienten beschwerdefrei entlassen werden.
Schlussfolgerungen: Prognostisch entscheidend ist das frühzeitige Erkennen einer deszendierenden nekrotisierenden Mediastinitis. Vor allem eine rasche Befundverschlechterung bei therapieresistenter oropharyngealer Infektion oder nach einer Ösophagoskopie sollten Anlass für weitere Untersuchungen sein. Neben der Klinik, dem HNO-Spiegelbefund, den Entzündungsparametern im Krankheitsverlauf steht das Computertomogramm von Halsweichteilen und Thorax im Mittelpunkt der Diagnostik. Umgehend nach Diagnosestellung erfolgt die Einleitung einer multidisziplinären und auf die individuelle Situation abgestimmten Therapie. Die Eröffnung und Drainage der infizierten Logen sowie die kalkulierte antibiotische Therapie sind von zentraler Bedeutung für den weiteren Krankheitsverlauf. Komplikationen wie Pneumonie, Sepsis und ein Multiorganversagen stellen bei diesen schwer kranken Patienten weitere Herausforderungen dar. Gelegentlich sind wiederholte chirurgische Eingriffe zur Sanierung der lebensbedrohlichen Infektion erforderlich.