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Diskussion um Krebscluster – Spannungsfeld zwischen politischer Erwartung und methodischer Machbarkeit Erfahrungsbericht zur Auswertung des EKN zur Samtgemeinde (SG) Asse
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Published: | September 20, 2011 |
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Hintergrund: Zu den Routineaufgaben von epidemiologischen Krebsregistern gehören Analysen zu angefragten potentiellen kleinräumigen Krebshäufungen. Hierbei ist zunächst zu klären, wie viele und welche Fallbeobachtungen diesem Verdacht zu Grunde liegen, sowie, ob eine plausible Exposition gegenüber einer potentiell kanzerogenen Noxe vorliegen könnte. In jedem Falle muss vor der eigentlichen Registerauswertung die konkrete Fragestellung beschrieben werden, auf die sich etwaige Signifikanzaussagen beziehen.
Zunehmend erfolgen Anfragen auch ohne konkrete Beobachtungen, allein aufgrund der Tatsache räumlich benachbarter Einrichtungen mit theoretischem Gefährdungspotential (z.B. kerntechnische Anlagen). Aufgrund der politischen Relevanz kann sich ein Landeskrebsregister einer Analyse der Krebshäufigkeit dennoch nicht entziehen.
Material und Methoden: Ausgangspunkt war eine gezielte Anfrage des Landkreises Wolfenbüttel an das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (EKN) zur Häufigkeit von Leukämien in der SG Asse. Nach ersten Ergebnissen bat das Land die Untersuchung auf sämtliche Krebsdiagnosen in der SG Asse auszudehnen und später auch die sieben weiteren (Samt-)Gemeinden des Landkreises Wolfenbüttel einzubeziehen. Betrachtet wurde der Inzidenzzeitraum 2002-2009.
Ergebnisse: In der SG Asse war das Verhältnis beobachteter zu erwarteter Fälle (Standardized Incidence Ratio SIR) für Krebs insgesamt unauffällig (SIR 1,0), für die Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85) leicht erhöht (SIR 1,1; p=0,42) und bei den Leukämien (C91-C95) deutlich erhöht (SIR 2,1, p=0,003). Die nachgeschaltete Untersuchung weiterer 37 Diagnosengruppen zeigte beim Schilddrüsenkrebs eine deutliche Erhöhung (SIR 3,05; p=0,0008), die unter Berücksichtigung einer maximalen Gesamtirrtumswahrscheinlichkeit on 5% (nach Bonferroni) als statistisch signifikant einzustufen ist.
Bei der regional erweiterten Untersuchung wurden insgesamt 301 mal beobachtete und erwartete Fallzahl verglichen (7 Gemeinden, jeweils 43 Diagnosegruppen). Ohne Berücksichtigung der Gesamtirrtumswahrscheinlichkeit wären bei einer nominellen Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% pro Vergleich rein zufallsbedingt etwa 15 Ergebnisse außerhalb des 95%-Konfidenzintervalls zu erwarten. Beobachtet wurden 7 erhöhte und 6 erniedrigte auffällige Abweichungen. Keiner dieser einzeln betrachtet auffälligen Abweichungen ist jedoch mit Bezug auf eine Gesamtirrtumswahrscheinlichkeit von 5% als signifikant einzustufen
Diskussion: Als Folge dieser Untersuchungen wurden ähnliche Anfragen an das EKN zu Regionen mit kerntechnischen Anlagen formuliert. Das Land Niedersachsen hat als eine Konsequenz die Einführung eines kleinräumigen Monitoring auf Gemeindeebene angekündigt. Derzeit werden die methodischen Details dafür erarbeitet, wobei ein zweistufiges Vorgehen die Grundlage bilden wird [1]. Neben den gewählten statistischen Verfahren sowie der Festlegung auf einzelne Krebserkrankungsformen wird die zu erwartende Sensitivität und Spezifität eines derartigen Monitoringsystems Bestandeil des Gesamtkonzeptes sein.