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Patientenkontakt in der Vorklinik- Nutzen oder Schaden?
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Received: | June 15, 2008 |
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Revised: | August 6, 2008 |
Accepted: | August 6, 2008 |
Published: | August 19, 2008 |
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Einleitung: Die aktuelle Approbationsordnung fordert für das Medizinstudium eine frühzeitige Verzahnung der vorklinischen Disziplinen mit den klinischen Fächern. Die wissenschaftlichen Grundlagen und die Anwendung dieser Erkenntnisse im klinischen Alltag sollen den Studierenden in gleichem Maße vertraut gemacht werden.
Mit dem Wahlfach “Hausärztliche Behandlungsstrategien“ am Universitätsklinikum Essen im 4. Semester werden diese Vorgaben in Kleingruppen nach den Prinzipien des fallorientierten Lernens umgesetzt. Zudem wird mit dieser Schwerpunktsetzung ein erster Focus auf Behandlungsstrategien und Versorgungsfragen innerhalb der primärärztlichen Betreuung gerichtet.
Die konträr geführte Diskussion um bestehende Mängel in der wissenschaftlichen Grundausbildung und eine Entakademisierung der Medizin macht eine detailierte Evaluation der Lehrangebote erforderlich.
Was lernen die Studierenden? Wie können Lernmotivation und Lernverhalten beeinflusst werden, um einen nachhaltigen Studienerfolg sicher zustellen.
Methodik: Das Wahlfach umfasst 28 Unterrichtsstunden und bietet neben der fallorientierten Arbeit in jeder Unterrichtseinheit Gelegenheit, bei einem hausärztlichen Patienten ein Anamnesegespräch und eine symptombezogene Untersuchung durchzuführen.
Begleitend wird eine Hausarbeit zu einem versorgungsrelevanten Krankheitsbild erstellt, die theoretische Grundlagen und deren klinische Bezüge darstellt.
In die Untersuchung eingeschlossen wurden 46 Studierende, die sich für das Wahlfach „Hausärztliche Behandlungsstrategien“ entschieden hatten.
Alle Teilnehmer wurden zu Beginn und Ende der Lehrveranstaltung mittels differenzierten Fragebogens zur Identifikation lernrelevanter Merkmale befragt.
Zur weitern Differenzierung der studentischen Motivation führten wir ein strukturiertes Interview mit 21 zufällig ausgewählten Studierenden durch.
Dieses beinhaltete Fragen zu den verschiedenen Aspekten intrinsischer und extrinsischer Motivation, Motivation zur Teilnahme am Wahlfach, Erwartungen der Teilnehmer und ihr Erfüllungsgrad, Stärken und Schwächen des Kurskonzeptes und Änderungsvorschlägen.
Die Antworten im Interview wurden einer thematischen Inhaltsanalyse unterzogen.
Ergebnisse: Lernmotivation ist kein stabiles Personenmerkmal. Sie entwickelt sich in einer aktuellen Situation und regt Lerntätigkeit an. Eine Vermittlung von Lerninhalten, die vorklinisches Wissen mit den klinischen Befunden und dem Patienten als Mittelpunkt ärztlichen Handelns verknüpft, stärkt die Lernbereitschaft und unterstützt Tiefen- Lernstrategien der Studierenden.
Schlussfolgerungen: Der Patientenkontakt wird von den Studierenden als motivationssteigernd erlebt und belebt ihre initial hohe intrinsische Lernmotivation. Der frühzeitige Patientenbezug fördert die Motivation der Studierenden, sich intensiver mit den Grundlagenfächern der Vorklinik auseinanderzusetzen, er unterstützt kognitive Lernstrategien und stärkt die Integration dieser Lerninhalte.