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Ärztliche Fortbildung: Wissenszuwachs und objektive Verhaltensänderung durch das Team-based Learning-Konzept des Hausärztlichen Curriculums München (HCM)
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Received: | June 15, 2008 |
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Revised: | August 6, 2008 |
Accepted: | August 6, 2008 |
Published: | August 19, 2008 |
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Ein interaktives und fallorientiertes Fortbildungskonzept wurde entwickelt und bei einer Fortbildungsreihe zu Themen der Inneren und Allgemeinmedizin eingesetzt. Bei den Präsenzveranstaltungen werden patientenorientierte Brennpunktthemen nach dem Konzept des Team-based Learning bearbeitet. 2006 fanden drei jeweils 5-stündige Fortbildungen zu Diabetes mellitus, Schilddrüse und sekundärer Hypertonie statt, die in der vorliegenden Studie evaluiert wurden.
Wird ein interaktives Fortbildungsformat nach dem Konzept des Team-based learning von den teilnehmenden Ärzten akzeptiert, bewirkt es einen signifikanten Wissenszuwachs und eine objektivierbare Verhaltensänderung?
Die Charakteristika der Teilnehmer sowie die Evaluation der Veranstaltung wurden mit Fragebögen vor und nach der Fortbildung erhoben. Mit Hilfe von Wissenstests per TED-System wurde evaluiert, ob ein objektiver Wissenszuwachs zu den praxisrelevanten Fragestellungen erzielte wurde. Um eine objektivierbare Verhaltensänderung nachzuweisen, wurden Daten zum Diagnose-, Leistungs- und Überweisungsverhalten von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern vor und nach der Fortbildung (1.& 2. Quartal 2006 vs. 1.& 2. Quartal 2007) und mit einer Kontrollgruppe verglichen.
An den Präsenzveranstaltungen nahmen 230 Teilnehmer teil. Wichtige Gründe für die Teilnahme waren die Themen, Interaktivität und Fallorientierung. Die Teilnehmer erwarteten konkrete Entscheidungshilfen für die Praxis, theoretischen Wissenszuwachs und neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Außerdem schätzten sie die Relevanz der Themen für ihre praktische Tätigkeit sehr hoch ein. In der Abschlussevaluation bewerteten die Teilnehmer die Inhalte als angemessen schwierig, das Seminar als sehr abwechslungsreich und lehrreich. Sie gaben an, dass die Fälle sie zum Mitdenken angeregt hätten und die erlernten Inhalte ihr Verhalten verändern würden.
Die Teilnehmer lösten durchschnittlich 47,2% der Fragen im Eingangswissenstest und 70,3% im Abschlusswissenstest. Das entspricht einer Steigerung um 48,9%(SD=17.8, p<0.001).
Eine signifikante Verhaltensverbesserung der Fortbildungsteilnehmer zeigte sich in Bezug auf die Überweisungsfrequenz von Diabetes-Patienten zum Diabetologen mit einer Steigerung um 30,8% (p<0.001). Eine Steigerung der Überweisung zum Facharzt für Augenheilkunde zur Funduskopie von 8,5% konnte ebenfalls gezeigt werden, jedoch ohne statistische Signifikanz. Im Vergleich dazu nahm die Überweisungsfrequenz der Kontrollgruppe ab. Bei der Analyse des Leistungsverhaltens zeigte sich eine Zunahme der durchgeführten Mikroalbuminurietests um 7,1%. Eine ähnliche Steigerung konnte jedoch auch bei der Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Bei den Themen Schilddrüse und sekundäre Hypertonie zeigten sich nicht die erwarteten Verhaltensänderungen.
Das Fortbildungsformat wurde von den teilnehmenden Ärzten sehr positiv bewertet und führte zu einem signifikanten kurzfristigen Wissenszuwachs und zu einer objektivierbaren Verhaltensänderung.