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Welche Faktoren hängen mit der Fachgebietswahl bei Studierenden der Medizin zusammen?
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Derzeit wird in einer breiten Öffentlichkeit über die Zukunft der hausärztlichen Versorgung in Deutschland diskutiert: In den nächsten zehn Jahren werden ungefähr die Hälfte aller hausärztlich tätigen Ärzte altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Diesem Rückgang stehen deutschlandweit nur jährlich circa 1.200 Facharztprüfungen für Allgemeinmedizin gegenüber [1]. Vor diesem Hintergrund erscheint es relevant, Beweggründe von Studierenden der Medizin für die Wahl des Faches Allgemeinmedizin besser verstehen zu können. In einer internationalen Überblicksarbeit wurden weibliches Geschlecht, die Akzeptanz eines geringeren Einkommens, ländliche Herkunft und der Planung einer Niederlassung im ländlichen Raum als Einflussfaktoren identifiziert [2]. Über die Gründe der Berufswahl von Medizinstudierenden in Deutschland, sich für oder gegen ein bestimmtes Gebiet zu entscheiden, ist bisher wenig bekannt. Im Rahmen der „Arbeitsgruppe Berufsfeld“ des KompetenzZentrums Allgemeinmedizin wurde ein Fragebogen zur Erfassung von für die Wahl des Faches Allgemeinmedizin relevante Faktoren entwickelt. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist nun, den Einfluss der identifizierten Faktoren auf die Wahl des Fachgebiets Allgemeinmedizin zu überprüfen.
Material und Methoden: Der Fragebogen zu Einflussfaktoren auf die Berufswahl wurde im Januar und Februar 2010 im Rahmen einer Onlinebefragung für Medizinstudierende aller Semester aus den fünf Medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg (Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm) über ein Online-Portal zugänglich gemacht. Bestandteil der Onlinebefragung war neben allgemeinen soziodemographischen Angaben eine Frage nach der Fachgebietswahl. Zur Analyse wurden Zusammenhänge zunächst auf bivariater Ebene betrachtet und anschließend in einem Strukturgleichungsmodell integriert.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 1.299 Studierende an der Befragung teil. Vollständige Daten aller relevanten Variablen liegen für 958 Teilnehmer vor. Von diesen waren 634 (66,7%) weiblich; die Studierenden waren durchschnittlich 24 Jahre alt (SD 3,1). Im vorklinischen Abschnitt befanden sich 235 (24,9%), im klinischen Abschnitt 579 (53,5%) und in einem späteren Abschnitt (z.B. PJ) 144 (13,4%) Studierende. Es gaben 71 (6,7%) als gewünschtes Fachgebiet die Allgemeinmedizin an. Korrelative Zusammenhänge zur Wahl des Faches Allgemeinmedizin ergaben sich für die Faktoren „beruflicher Anspruch“ (,13) und „Patientenorientierung“ (,27) sowie der bisherigen Erfahrung der Studierenden mit dem Fach Allgemeinmedizin als Angehöriger (,14) und als Famulant (,20).
Schlussfolgerung/Implikation: Die Fachgebietswahl bei Studierenden der Medizin wird von vielen Faktoren beeinflusst. So ist nicht verwunderlich, dass die in dieser Studie gefunden Einflussfaktoren geringe Effektgrößen aufweisen. Dennoch liefern sie wichtige Anhaltspunkte zur Verbesserung der Wahrnehmung der Allgemeinmedizin bei den Studierenden. Weitere Ergebnisse werden auf dem Kongress präsentiert und diskutiert.
Literatur
- 1.
- Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Hrsg. „Sondergutachten 2009: Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens“. Bundesdrucksache 16/13770. S. 322-328.
- 2.
- Bennett KL, Phillips JP. Finding, recruiting, and sustaining the future primary care physician workforce: a new theoretical model of specialty choice process. Acad Med. 2010;85:S81-8.