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Polypharmakotherapie: ein Einsatzgebiet für „EVA“? – Ergebnisse eines Pilotprojektes
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Die Polypharmakotherapie stellt im hausärztlichen Alltag eine große Herausforderung dar. Häufig bleibt jedoch den Hausärzten wenig Zeit das optimale Management bzw. bedeutende Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen der Medikamente den Patienten zu erklären. Hinzu kommt, dass Patienten von der Einnahme von frei verkäuflichen Medikamenten, Nahrungsergänzungen oder Vitaminpräparaten, die die Medikamente in ihrer Wirkung beeinflussen, oft nicht spontan berichten. Untersucht werden soll, in welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen eine Entlastende Versorgungs-Assistentin (EVA) eine unterstützende Rolle bei polypharmakotherapeutisch versorgten Patienten einnehmen kann.
Material und Methoden: Im Rahmen eines Pilotprojektes führt eine Medizinische Fachangestellte (MFA) mit der Qualifikation als EVA eine Analyse des Patientenkollektivs in ihrer Hausarztpraxis im Hinblick auf eine polypharmakotherapeutische Versorgung (>5 Wirkstoffe) durch. Dies geschieht mittels einer handelsüblichen Praxissoftware. Die identifizierten Patienten werden dann anhand einer Checkliste, die aus der PRISCUS-Liste abgeleitet ist, auf ihr Gefährdungspotenzial hin katalogisiert. Diejenigen Patienten, die im Rahmen von Hausbesuchen betreut werden, werden in Routinebesuchen von der EVA mitversorgt und mittels einer Checkliste (Symptome von möglichen Unerwünschten Arzneimittelwirkungen = UAW) regelmäßig befragt.
Ergebnisse: Im Rahmen des Pilotprojektes hat es sich gezeigt, dass die EVA mit Hilfe der Checkliste einen wichtigen Beitrag in der polypharmakotherapeutischen Betreuung von Patienten liefern kann. Allerdings ist festzustellen, dass zeitlich begrenzte Ressourcen die Kapazität auf max. 20 Patienten/ Monat beschränken. Alternative Vorschläge zu Präparaten bei Feststellung von UAW kann eine EVA dem Hausarzt vorlegen. Auffällig ist die Lernkurve, die im Hinblick auf Zeit und Wissen zu Alternativwirkstoffen sowie auf UAWs exponentiell verläuft.
Schlussfolgerung/Implikation: International finden Hausärzte in der pharmakotherapeutischen Versorgung unterschiedliche personelle Unterstützungen vor. Diese reichen von direkter Anbindung an Apotheker bis hin zu spezialisierten Fachpflegekräften für Pharmazie. Bei entsprechender Aus- und Weiterbildung und ggf. weiterer Qualifizierung, könnten die MFA in Deutschland entsprechende Entlastungen für die Hausärzte erreichen. Dazu sind entsprechende Anpassungen in den Curricula der Ausbildung und der Qualifizierung zur nicht-ärztlichen Praxisassistentin erforderlich. Seinen patientenseitigen Nutzen muss dieser Einsatz noch in RCTs erweisen.