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Die Gesundheitsversorgung lesbischer Frauen – ein Survey zu Inanspruchnahmeverhalten, Bedarf und Erwartungen.
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Lesbische Frauen leiden häufiger unter psychiatrischen Krankheiten sowie Herz-Kreislauf- und verschiedenen Krebserkrankungen als heterosexuelle Frauen. Gleichzeitig nehmen sie weniger Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch. In einer bevölkerungsbezogenen Querschnittsuntersuchung soll der Stellenwert des Hausarztes für die gesundheitliche Versorgung, Determinanten der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Wünsche der Frauen hinsichtlich ihrer Gesundheitsversorgung erfasst werden.
Material und Methoden: Eingeschlossen werden Frauen >18 Jahre mit gelegentlich bis ausschließlich homosexuellen Kontakten, die sich selbst als „lesbische Frauen“ definieren. Die Rekrutierung erfolgt über Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Stammtische, Mailerlisten, Internet und Schneeballsystem. Es werden schriftlich Fragen gestellt zur Soziodemographie, sexuellen Orientierung, Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Bedeutung des Hausarztes, bisherigen Erfahrungen im Gesundheitssystem sowie dem psychosomatischen und psychiatrischen Gesundheitsstatus (PHQ-D).
Ergebnisse: Bislang liegen die Ergebnisse von 18 Teilnehmerinnen der Pilotstudie (80% ausschließlich homosexuell) vor. Für 75% der Frauen ist der Hausarzt der erste medizinische Ansprechpartner, bei 40% der Frauen weiß er nichts von ihrer sexuellen Orientierung, obwohl es 60% der Frauen als wichtig ansehen. Im Screening zeigen 45% der Frauen Hinweise auf depressive Verstimmungen, 30% auf Angststörungen. Jede fünfte Frau berichtet von negativen Erfahrungen mit Leistungserbringern im Gesundheitssystem in Form unangebrachter Kommentare, 40% fühlen sich benachteiligt. Jede zweite Frau wünscht sich Informationen zur Reproduktionsmedizin.
Schlussfolgerung/Implikation: Der Hausarzt hat eine Schlüsselfunktion für den Zugang lesbischer Frauen zur Gesundheitsversorgung. Trotzdem scheinen viele Ärzte über die sexuelle Orientierung ihrer Patientinnen nicht informiert und seitens der Patientinnen besteht ein unerfülltes Informationsbedürfnis. Basierend auf den Ergebnisse der Hauptstudie werden auf dem Kongress Determinanten eines optimalen Gesundheitszugangs diskutiert.