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Benötigen wir zusätzliche systematische Reviews, wenn Ergebnisse aus hochwertiger Sekundärliteratur vorliegen?
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Published: | February 12, 2008 |
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Hintergrund
Die Zahl systematischer Reviews (SR) und Health technology assessments (HTAs) auf der Basis von Primärliteratur nimmt ständig zu. Im medizinischen Umfeld wurden bereits 2003 täglich ca. 4 SRs veröffentlicht. In Anbetracht beschränkter Ressourcen muss die Erstellung eines neuen SR dann hinterfragt werden, wenn die Zusammenfassung der Ergebnisse vorhandener systematischer Sekundärliteratur (SSL) zu einer vergleichbaren Ergebnissicherheit führt.
Auf der Basis vorhandener Literatur zur Bewertung der Methodik und Qualität von SRs schlagen wir einen Entscheidungsalgorithmus vor, der sich auf 5 quantifizierbare Aspekte stützt. Sie sollen vorab eine Einschätzung ermöglichen, in wieweit ein neu erstellter SR die vorhandene Evidenz wesentlich erweitern kann.
Methoden
Die vorgeschlagene Entscheidungsmatrix leitet sich aus den folgenden 4 Eigenschaften der SRs und dem Ergebnis einer aktuellen Update-Recherche ab: (1) die Anzahl der zu einem Thema vorhanden SSL (inklusive Anzahl betrachteter Primärstudien und Patienten); (2) die Qualität der vorhandenen SSL (inklusive der Offenlegung von Interessenskonflikten seitens der Autoren); (3) die Vollständigkeit der Suchstrategien; (4) die nicht erklärbare Heterogenität in der vorhanden SSL; (5) die Übereinstimmung der vorhandenen Ergebnisse mit denen der Update-Recherche.
Ergebnisse
Die Entscheidungsmatrix enthält 17 logische Konstellationen. In 3 Fällen sehen wir eine ausreichende Entscheidungssicherheit gegeben: (1) Es ist genügend SSL mit hoher Qualität, umfassender Suchstrategie und konsistenten Ergebnissen im Einklang mit der Update-Recherche vorhanden. (2) wie (1), aber ohne umfassende Suchstrategien – allerdings erweisen sich die Ergebnisse als konsistent und in Einklang mit der Update-Recherche. (3) wie (1), allerdings kommt die SSL zu dem Ergebnis, dass es nicht genügend Evidenz aus Primärstudien gibt um die Forschungsfrage zu beantworten und die Update-Recherche findet keine weiteren relevanten Studien.
In allen anderen Situationen darf von einem neuen SR ein relevanter Informationsgewinn erwartet werden.
Schlussfolgerung/Implikation
Die rapide anwachsende Zahl hochwertiger SSL stellt HTA-Organisationen vor die Herausforderung diese Evidenzquelle nutzbar zu machen. Wir haben 3 schlüssige Situationen spezifiziert, in denen die beste verfügbare Evidenz aus vorhandener SSL gewonnen werden kann, ohne dass ein ressourcenintensiver neuer SR erstellt werden muss.
Literatur
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- Jadad AR, Cook DJ, Browman GP. A guide to interpreting discordant systematic reviews. CMAJ. 1997;156(10):1411-6.