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Sehbahnabnormalitäten bei Albinismus – Detektion und Bedeutung
Visual pathway abnormalities in Albinism – Detection and relevance
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Published: | September 18, 2006 |
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Visuell evozierte Potentiale (VEPs) sind ein entscheidendes Instrument zur Identifikation der Sehnervenfehlprojektion bei Albinismus [1]. Die Erweiterung etablierter VEP-Paradigmen, die Anwendung multifokaler Stimulationstechniken und der Vergleich mit Ergebnissen der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) ermöglicht uns die Identifikation auch kleiner Projektionsanomalien [2], [3] und somit die Bearbeitung folgender Fragestellungen: Welche Netzhautbereiche sind von der Anomalie betroffen? Welche Konsequenzen hat die Anomalie für die Wahrnehmung?
Aus VEP- und fMRT-Untersuchungen geht hervor, dass der zentrale Teil der temporalen Netzhaut von der Projektionsanomalie betroffen ist, während in der Peripherie wieder eine normale Projektion vorliegt. Das Ausmaß der Anomalie beträgt im Mittel 8°, variert aber zwischen den Probanden. Ein Zusammenhang dieser Variabilität mit der Variabilität der Sehschärfe und der Nystagmusamplitude ist bislang nicht evident. Kernspintomographische Detailuntersuchungen zeigten, dass auch der anomale Eingang in den primären visuellen Kortex als geordnete retinotope Karte organisiert ist und Gesichtsfeldmessungen ergaben, dass diese Karte, obwohl sie auf der ‚falschen’ Hemisphäre ist, tatsächlich für die visuelle Wahrnehmung relevant ist. Diese Ergebnisse deuten an, dass bei Menschen mit Albinismus Mechanismen der kortikalen Selbstorganisation die abnormale Repräsentation für die visuelle Verarbeitung verfügbar machen.