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Verordnung von potentiell nicht geeigneten Medikamenten bei Heimbewohnern
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Published: | October 12, 2011 |
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Hintergrund: Mit der 2010 veröffentlichten PRISCUS-Liste steht eine für den deutschen Arzneimittelmarkt adaptierte Aufstellung von Arzneimitteln, die für ältere Menschen potentiell nicht geeignet sind, zur Verfügung. Die dort gelisteten Medikamente bergen für ältere Menschen ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen.
Material und Methoden: In einer Sekundäranalyse wurden die medikationsbedingten Abrechnungsdaten von 2109 Heimbewohnern aus 37 Berliner Pflegeeinrichtungen aus dem Jahr 2008 auf die Verordnung von potentiell nicht geeigneten Arzneimitteln gemäß PRISCUS-Liste überprüft. Eine Verknüpfung der Medikationsdaten mit einer Querschnittserhebung mit dem Minimum Data Set (MDS) des Resident Assessment Instrument (RAI) aus demselben Jahr erlaubte die Charakterisierung der Heimbewohner mit potentiell nicht geeigneten Arzneimittelverordnungen hinsichtlich ihrer soziodemographischer Merkmale und ihres Gesundheitszustandes.
Ergebnisse: 973 (46,1%) Bewohner wurde während ihres Heimaufenthaltes im Jahr 2008 mindestens einmal ein Medikament der PRISCUS-Liste verordnet. Heimbewohner, die potentiell nicht geeignete Medikamente erhielten, waren im Durchschnitt etwas jünger (76.1 Jahre) als andere Heimbewohner (81.7 Jahre), 68.1% (vs. 72.5%) waren Frauen, sie lebten durchschnittlich schon 5,3 Jahre (vs. 4,5 Jahre) in der Pflegeeinrichtung, und 51,2% (vs. 64,7%) von ihnen litten an einer dementiellen Erkrankung. Die am häufigsten verordneten Wirkstoffe von der PRISCUS-Liste waren Haloperidol (8,1%), Diazepam (8,0%), Lorazepam (4,6%), Amitriptylin (4,0%) und Nifedepin (3,7%).
Schlussfolgerung: Die PRISCUS-Liste kann für ein schnelles Review von medikationsbedingten Verordnungsdaten auf potentiell nicht geeignete Arzneimittel eingesetzt werden, mit der Einschränkung, dass die dort genannten Dosierungsuntergrenzen nicht berücksichtigt werden können. Im Jahr 2008 waren die Verordnungsraten von potentiell nicht geeigneten Medikamenten in den untersuchten Pflegeheimen hoch.