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Aktive Muskelfunktion nach dorsalen Instrumentierungen des thorakolumbalen Übergangs
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Published: | October 5, 2015 |
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Fragestellung: Die wichtigsten muskulären Stabilisatoren des thorakolumalen Übergangs (TLÜ) sind die Mm. Multifidi (LM) sowie der M. transversus abdominis (TrA). Studien zu degenerativen Erkrankungen zeigten postoperativ neurogene und myogene Veränderungen der LM welche in Zusammenhang mit der klinischen Schmerzsymptomatik gesetzt werden. Inwiefern diese muskulären Veränderungen auch nach operativ versorgten Frakturen auftreten, ist derzeit nicht bekannt.
Ziel unserer Studie war zum einen Muskelveränderungen im postoperativen Verlauf nach Frakturen des TLÜ sonografisch zu erfassen und zum anderen zu evaluieren, ob ein Zusammenhang zwischen diesen Muskelveränderungen und dem klinischem Outcome besteht.
Methodik: Diese monozentrische follow-up Studie wurde zwischen 05/2012 und 10/2014 durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten mit isolierten traumatischen Frakturen des TLÜ. Ausschlusskriterien: Neurologische Defizite; maligne Erkrankungen; vorangegangene Wirbelsäulenoperationen; Notwendigkeit von Gehhilfen präoperativ. Eine nach Alter und Geschlecht und BMI vergleichbare Kohorte ohne bekanntes Rückenleiden diente als Kontrollgruppe.
Im Rahmen der Nachuntersuchungen erfolgte systematisch die Sonografie der LM sowie des TrA und des obliquus externus und internus (EOIO). Gemessen wurde die Muskeldicke der LM auf Höhe der Segmente L3/4 und L4/5 sowie der TrA und EOIO in entspanntem und angespanntem Zustand. Die Muskelaktivität wurde als prozentuale Veränderung der Muskeldicke berechnet. Die klinischen Parameter wurden mit dem VAS-WS Score, dem ODI und dem SF-36 erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 25 Patienten (13 weiblich) und 22 Probanden (10 weiblich) mit einem Durchschnittsalter von 48,4 ±14,3 Jahren wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten nachuntersucht. 15 Patienten wurden offen und 10 minimalinvasiv instrumentiert. Ein Jahr postoperativ zeigte sich bei dem Patientenkollektiv noch eine signifikant geminderte Muskelaktivität der LM im Vergleich zur Kontrollgruppe (p<0,05). Dieses Defizit war besonders ausgeprägt im Segment L3/4 (p<0,05). Für den TrA und die EOIO fanden sich keine signifikanten Unterschiede zum Vergleichskollektiv.
Im Hinblick auf das Operationsverfahren (offen vs. minimalinvasiv) fanden sich zu keinem Zeitpunkt Unterschiede der Muskeldicke und -aktivität (ØLM/entspannt: offen 28,8mm; minimalinvasiv 29,5mm; NS; ØLM/angespannt: offen 29,6mm; minimalinvasiv 30,5mm; NS).
Die Auswertung des VAS-WS Score, des ODI und des SF-36 zeigten auch ein Jahr postoperativ noch signifikant schlechtere Ergebnisse der Patienten- verglichen zur Kontrollgruppe (p< 0,05). Ein Zusammenhang von Muskelaktivität und klinischem Outcome konnte nicht nachgewiesen werden (rs >0.07; NS).
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Muskelaktivität der Mm. multifidii auch ein Jahr postoperativ noch beeinträchtigt ist. Ein wesentlicher Einfluss des Operationsverfahrens auf die Muskelaktivität konnte jedoch nicht belegt werden. Es fand sich kein Zusammenhang zwischen muskulärer Insuffizienz und klinischem Outcome.