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Einfluss des Prehospital Trauma Life Support (PHTLS®) -Trainings auf das präklinische Management und die Mortalität schwerverletzter Patienten
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Published: | October 13, 2014 |
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Fragestellung: Das strukturierte präklinische Versorgungskonzept des Unfallverletzten gemäss PHTLS® zielt auf einen möglichst raschen Transport zur definitiven Versorgung in eine geeignete Zielklinik unter Fokussierung auf die zur Lebensrettung absolut wichtigsten Massnahmen. Während dies in Entwicklungsländern die Qualität der präklinischen Rettung verbesserte, gibt es bis heute keine Studie, welche den Benefit dieses Konzepts in einem bereits gut etablierten Rettungsdienstsystem nachweisen konnte.
Methodik: Im Jahre 2008 wurde das PHTLS®-Konzept vom zentralen Rettungsdienst einer europäischen Grossstadt mit einem Einzugsgebiet von 1,5 Millionen Einwohnern eingeführt. Alle unfallverletzten Patienten mit einem ISS ≥16 Punkte, die primär unserer Klinik über den Schockraum zugewiesen wurden, konnten retrospektiv evaluiert werden. Neben den Einsatzzeiten wurden die durchgeführten präklinischen Massnahmen und der weitere klinische Verlauf protokolliert. Nach Testung auf Normalverteilung erfolgte eine vergleichende Outcome-Analyse der Fälle vor (Jahre 2006- 2007) und nach (Jahre 2009 - 2010) PHTLS®-Training unter Verwendung des Pearson's Chi-Quadrat bzw. Fischer's Exact Test für kategoriale Variablen und der ANOVA für metrische Variablen. Das Signifikanzniveau wurde bei p<0,05 festgelegt.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 195 Patienten eingeschlossen werden. Hierbei zeigten sich weder für die Einsatzzeiten, noch für die Mortalität in Abhängigkeit von der Verletzungsschwere (ISS 16-25 Punkte, 26-49 Punkte, 50-75 Punkte), oder in Abhängigkeit von der Lokalisation einer schweren Verletzung (MAIS ≥3) aufgeteilt in Kopf, Thorax, Abdomen, gesamte Wirbelsäule, Extremitäten und Becken signifikante Veränderungen. Die Einsätze mit Notarzt verringerten sich signifikant um 24%, die Rate an endotrachealen Intubationen um 22% und die Rate an Überwachung mittels EKG um 24%. Die Immobilisation mittels Vakuummatratze wurde durch das Spine Board ersetzt.
Schlussfolgerung: Wenn auch Veränderungen in den durchgeführten präklinischen Massnahmen nach Einführung des PHTLS®-Konzeptes erkennbar sind, so bleiben diese ohne Einfluss auf die Einsatzzeiten und die Mortalität des Schwerverletzten im bodengebundenen Rettungsdienst einer europäischen Grossstadt. Insbesondere die Verbreitung der „gemeinsamen Sprache“ analog zum ATLS®-Konzept hat jedoch auch in einem etablierten Rettungssystem zu einer raschen interdisziplinären und Berufsgruppen-übergreifenden Akzeptanz von PHTLS® geführt.