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Potentielle medikamentöse Behandlungsmethode nach akuter traumatischer Querschnittlähmung: Vorstellung und Erkenntnisse der Entwicklungsphase 1
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Eine Verletzung der Wirbelsäule mit Schädigung des Rückenmarkes führt je nach Schweregrad der Verletzung zu bleibenden sensomotorischen Ausfällen. Oft werden die Patienten wegen der fehlenden Reversibilität der Rückenmarkverletzung und der komplexen Wirbelsäulenverletzung eher zurückhaltend operativ versorgt. Aktuell läuft eine klinische Studie, in der anti-NOGO-Antikörper nach einer traumatischen Rückenmarkverletzung in der klinischen Entwicklungsphase 1 getestet werden. Die Behandlung mit anti-NOGO-Antikörpern soll die Regeneration verletzter zentraler Faserbahnen fördern und hat zum Teil viel versprechende Ergebnisse in der Grundlagenforschung gezeigt. Wir werden unsere Studienerkenntnisse, den Aufbau eines Wirbelsäulentraumanetzwerkes (WTN) in Baden-Württemberg und der Schweiz und unser akutes Behandlungsschema nach Rückenmarkverletzung vorstellen.
Methodik: In einer multizentrischen Studie (Deutschland, Schweiz, Spanien und Kanada) werden Antikörper gegen das Oberflächenmyelinprotein Nogo-A nach einer traumatisch bedingten Tetra- oder Paraplegie getestet. Der Beginn der Behandlung muss bis 14 Tage nach Unfall erfolgen. Die Behandlung dauert 4 Wochen. Der Studienplan umfasst Untersuchungen bis 1 Jahr nach Trauma. Ziel der klinischen Phase 1 ist der Nachweis der Durchführbarkeit in der Klinik sowie die Erhebung von Daten zur Verträglichkeit und Pharmakokinetik des anti-NOGO-Antikörpers bei 32 Patienten. Mit dem Aufbau eines WTNs soll die Einschlusszeit deutlich gesenkt werden.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In unseren Zentren konnten 10 Patienten (7x Paraplegie, 3x Tetraplegie, 9:1-m:w) von insgesamt 28 Patienten (21x Paraplegie, 7x Tetraplegie) in die Studie eingeschlossen werden. Der Nogo-Antikörper war bisher gut verträglich und es wurden keine Testsubstanz-bedingten Nebenwirkungen nachgewiesen. Bei einem Patienten zeigte sich eine Metamizol-Unverträglichkeit, sodass dieses Medikament nicht mehr in der Studie gegeben wird. Bei einem Patienten trat eine Katheterinfektion auf. Durch Antibiotikatherapie konnte der Infekt eradiert werden, sodass der Patient in der Studie verblieb.
Alle Patienten konnten durch unser akutes Behandlungsschema (konsequente Entfernung der Spinalkanalenge, zügige und nur interne Stabilisation) vollumfänglich die frührehabilitativen Maßnahmen durchführen.
Durch das WTN konnte der Behandlungsbeginn bei einer Paraplegie von 14 auf 3 Tage reduziert werden. Bei Tetraplegie musste die Einschlusszeit wegen der respiratorischen Insuffizienz vorübergehend auf 60 Tage erhöht werden. In Baden-Württemberg und der Schweiz wird das WTN über Weiterbildungen vor Ort und einen regen Informationsaustausch gefördert. Anhand der Erkenntnisse aus der klinischen Entwicklungsphase 1 wird aktuell das Studienprotokoll für die nächste Phase vorbereitet. Unabdingbar für den Wirkungsnachweis des anti-NOGO-Antikörpers ist der zügige Behandlungsbeginn nach dem Trauma. Voraussetzungen sind ein funktionierendes WTN und die Umsetzung unseres akuten Behandlungsschemas.