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Dorsale Stabilisierung und Laminektomie zur operativen Therapie der SCIWORET?
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Besonders selten sind Verletzungen der Halswirbelsäule, die ohne radiologisch erkennbare strukturelle Verletzung zu einer Rückenmarkschädigung mit ausgeprägtem neurologischem Defizit führen (SCIWORET). Ursächlich für das neurologische Defizit ist meist eine traumatische Myelonkontusion bei z.B. vorbestehender spinaler Stenose. Ein einheitliches Therapiekonzept dieser selten auftretenden Verletzung existiert bisher nicht. Die konservative Therapie ist derzeit der Standard, wobei bei neurologischer Verschlechterung gelegentlich die ventrale Dekompression und Fusion beschrieben wird. Zur dorsalen Stabilisierung und Laminektomie finden sich bisher keine Daten. Ziel der Untersuchung war es, das operative Konzept der dorsalen Stabilisierung und Laminektomie bei der SCIWORET retrospektiv zu evaluieren.
Methodik: Im Zeitraum 2004 bis 2007 wurden Patienten mit einer SCIWORET auf der Basis einer langstreckigen absoluten zervikalen Spinalkanalstenose in die retrospektive Untersuchung einbezogen, die aufgrund einer fehlenden Verbesserung des neurologischen Defizites unter konservativer Therapie langstreckig dorsal dekomprimiert und stabilisiert wurden. Die Patienten wurden im Verlauf klinisch und radiologisch nachuntersucht. Es wurden die folgenden klinischen Parameter erhoben: Fraenkelscore, SF 36, VAS, Nurick grade sowie der JOA Score. Zusätzlich wurden die subjektiven Zufriedenheitskriterien nach Odom erhoben und eine radiologische Kontrolle (Röntgen/CT) durchgeführt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Varianzanalyse (ANOVA).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Es konnten 5 männliche Patienten (Alter Ø 61,5 Jahre) in die retrospektive Untersuchung eingeschlossen werden. Alle Patienten wiesen präoperativ ein neurologisches Defizit (1x Fraenkelscore A, 3x Fraenkelscore B, 1x Frankelscore C) auf. Die Patienten wurden durchschnittlich 4,5 Tage nach dem akuten Ereignis operativ versorgt. Postoperativ traten keine Komplikationen auf, und es zeigte sich radiologisch ein regelrechtes Einheilen der dorsalen Implantate. Der durchschnittliche Nachuntersuchungszeitraum betrug 12 Monate. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung wiesen alle Patienten eine Verbesserung des neurologischen Status auf (1x Fraenkelscore D, 4x Fraenkelscore E). Der JOA Score (präoperativ Ø 9,6 Punkte) verbesserte sich signifikant (p<0,05) auf Ø 15,4 Punkte. Bezüglich des Nurick grade zeigte sich ebenfalls eine signifikante (p<0,05) Verbesserung von präoperativ Ø 4,6 Punkte auf postoperativ Ø 0,8 Punkte.
Die vorliegende Untersuchung konnte erstmals zeigen, dass die langstreckige dorsale Stabilisierung und Dekompression der HWS aufgrund einer SCIWORET zu einer deutlichen Verbesserung der neurologischen Symptomatik führte. Die dorsale Stabilisierung und Dekompression stellt demzufolge eine interessante Alternative zur bisherigen Standardtherapie der SCIWORET dar.