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Operative Korrektur von Beinlängendifferenzen an der Tibia bei Kindern und Adoleszenten – Klinisches Outcome im Vergleich von zwei Behandlungsgruppen (Taylor-Spatial-Frame vs. klassischer Ilizarov Ringfixateur)
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Bei der Behandlung von Beinlängendifferenzen und Achsabweichungen kommen Fixateure wie der Taylor-Spatial-Frame (TSF) und der Ilizarov-Ringfixateur zum Einsatz. Vergleichsmöglichkeiten sind begrenzt, da die Fixateure unterschiedliche Bauart und Korrekturpotenz haben. Für isolierte Verlängerungen an der unteren Extremität stehen bei Kindern und Heranwachsenden genügend große Kollektive zum Vergleich des Outcomes zur Verfügung. Es soll geklärt werden in welchem Maße sekundäre Achsabweichungen auftreten und ob und welche Unterschiede in Bezug auf die Korrekturmöglichkeit während der Verlängerung bestehen?
Methodik: In einer retrospektiven therapeutischen Vergleichsstudie zweier Kollektive werden aus 352 Fixateuranlagen an der Tibia der Jahre 1992–2007 49 Patienten eingeschlossen (Kriterien: 'isolierte Verlängerung Tibia', 'Ringfixateur' und Alter ≤20 Jahre (J.) bei OP). Ø 62 Monate nach Fixateurentfernung wird das klinisch-radiologische follow-up ermittelt. Für die Kniebewegung werden der Tegner/Lysholm Score und der Insall Score verwendet, für das OSG/USG der Score nach Weber. Der Healingindex und mögliche Probleme, Hindernisse und Komplikationen während der Behandlung werden nach den Kriterien von Paley verglichen, insbesondere sekundäre Achsabweichungen, deren Therapie und Ergebnis.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 29 Patienten (12w, 17m) wurden im TSF behandelt. Ø Alter bei OP 11,4 J. (Spannweite 1,9–19,7 J., Median 11,6 J.), Ø geplante Korrektur 51,9mm, Ø erreichte Korrektur 51,4mm. Healingindex Ø 0,41 Monate/cm (12,2 d/cm), Insall Knie Score=Ø 84,6, Weber OSG Score=∅6,9. Paley Kriterien: n=2 Probleme (Achsabweichung die ein Nachprotokoll benötigten), n=17 Hindernisse (u.a. 7 Pinbrüche oder Nachfassungen, 1 Reosteotomie, 4 temporäre Epiphysiodesen bei Achsabweichung der Gelenkwinkel durch Translation, 3 Achillessehnenverlängerungen), n=1 Komplikationen (minor). In der Gruppe der Ilizarov-Ringfixateure wurden 20 Patienten (10w, 10m) mit Ø 12,0 J. (Spannweite 6,7–19,2 J., Median 12,1 J.) bei OP behandelt. Die geplante Korrektur betrug ∅ 63,0mm, die erreichte Korrektur betrug Ø 64,1mm. Healingindex 0,44 Monate/cm (13,2 d/cm), Insall Knie Score=78,0, Weber OSG Score=4,5. Paley Kriterien: n=8 Probleme, n=7 Hindernisse (u.a. 3 Pinbrüche oder Nachfassungen, 3 temporäre Epiphysiodesen bei Achsabweichung, 1 Pinkürretage bei tiefem Pintrac-Infekt), n=3 Komplikationen (minor) und n=1 Komplikation (major) mit konsekutiver OSG-Arthrodese. Die Behandlungsverfahren bieten ein vergleichbar gutes Outcome und stehen nebeneinander mit unterschiedlichem Anwendungsspektrum. Für isolierte Verlängerungen an der Tibia bei unter 20jährigen sind beide Verfahren geeignet. Die Heilungsindices sind vergleichbar. Im TSF können mittels Web-Software sekundäre Gelenkwinkeländerungen und Achsabweichungen durch Translationen ohne Umbau am Fixateur mit Nachprotokollen korrigiert werden. Sekundäre Hemiepiphysiodesen zur Korrektur durch Translation erzeugter Gelenkwinkeländerungen können bei beiden Verfahren notwendig sein.