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Das subfasziale Glutäallipom als seltene Ursache peritrochantärer Schmerzen
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Schmerzen im Bereich der Glutäen oder des Trochanter major durch Bursitis, Coxarthrose, Sacroiliacalgelenkdysfunktion oder Spondylopathien finden sich bei orthopädischen Patienten häufig. Tumore des Beckens bewirken ähnliche Symptome, entgehen aber der Nativröntgenuntersuchung, was zu einer inadäquaten Behandung führen kann, insbesondere wenn radiologisch eine Coxarthrose besteht.
Methodik: Ein 70-jähriger Mann stellte sich mit Schmerzen am Trochanter major und glutäal vor. Da lokale Steroide die Schmerzen besserten und radiologisch eine Coxarthrose bestand, wurde er zur Bursektomie bzw. Hüftprothesenimplantation überwiesen.
Ergebnisse: Klinisch lagen Schmerzhinken, Hyperlordose, Druckschmerz am Trochanter major, der linken Leiste und des linken Sacroiliacalgelenkes vor. Innenrotation der Hüfte verstärkte die Schmerzen. Radiologisch bestand eine Coxarthrose beidseits und eine Spondylolisthesis LWK 5 / SWK 1. Die MRT ergab einen 12x5x4 cm großen lipomatösen Tumor des M. glutäus maximus und piriformis. Die Exstirpation erfolgte von dorsal. 4 Wochen später war der Patient beschwerdefrei. Histologisch zeigte sich ein gutartiger, fibrös gekapselter lipozytischer Tumor.
Schlussfolgerungen: Schmerzen im Bereich der Glutäen sowie des Trochanter major bestehen häufig bei Coxarthrose, Bursitis, Tendinitis, SIG-Dysfunktion oder Spondylopathien. Neben Druckschmerz und Nervendehnzeichen liegen Schmerzen der Hüfte oder Leiste mit Verstärkung bei Hüftrotation vor. Meist besteht eine Bursitis, wobei Gangbildveränderungen durch Beinlängenunterschied, Traktion der Glutäalmuskulatur und Pathologien des Hüftgelenkes prädisponierende Faktoren sind. Im vorliegenden Fall ergab die klinische und radiologische Evaluation ein Lipom der Glutäalmuskulatur als Ursache der Symptome. Obwohl ein subfasziales Glutäallipom selten ist, sollte es bei der Vielzahl orthopädischer Patienten mit unspezifischen peritrochantären Schmerzen differentialdiagnostisch erwogen werden, da es ähnliche Symptome wie häufigere muskulo-skelettale Erkrankungen der Beckenregion verursacht. Intramuskuläre Lipome sind gutartige, gekapselte Tumore. Sie können den Muskel spreizen und ganz durchsetzen. Sonografisch ist ein Lipom erschwert darstellbar. Während beim Lipom die MRT Größe und Ausdehnung besser zeigt, ist die CT bei Knochendestruktion durch Malignität überlegen. Zeigt die MRT einen lipomatösen Tumor, muss auch ein Spindelzelllipom oder gut differenziertes Liposarkom bedacht werden. Daher ist eine präzise histopathologische Untersuchung nötig. Weist ein älterer Patient radiologisch signifikante Degenerationen des Hüftgelenkes auf, hätte auch ein erfahrener Operateur ggf. eine Hüfttotalendoprothese implantiert. Erfolgt dies durch einen vorderen Zugang, bleibt ein Lipom der posterioren Muskeln unentdeckt. Bei Patienten mit ähnlichen unspezifischen peritrochantären Symptomen empfiehlt sich daher eine MRT, bevor eine inadäquate Operation erfolgt.