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Bakteriologie der lumbalen Bandscheibe bei degenerativer Diskopathie
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Die Degeneration der lumbalen Bandscheibe steht mit mechanischen, biochemischen, genetischen und vaskulären Faktoren in engem Zusammenhang. Intraoperativ gewonnenes Bandscheibengewebe wurde im Rahmen einer prospektiven Studie mikrobiologisch untersucht. Ziel dieser Studie war es, Keime aus der degenerierten Bandscheibe zu isolieren und den möglichen Einfluss auf die Pathophysiologie der Diskopathie zu analysieren.
Methodik: 83 Patienten (34 Männer, 49 Frauen, Altersdurschnitt 41 Jahre) erhielten von Mai 2004 bis Dezember 2007 eine lumbale Banscheibenprothese. Dabei handelte es sich um Diskopathien der Stadien Pfirman 4 und 5. In 32 Fällen lag in der Kernspintomographie ein Modic I, in 25 Fällen ein Modic II und in 26 Fällen kein Modic-Zeichen vor. In der Computertomographie wurde in 24 Fällen eine intradiskale Gasansammlung beschrieben. 49 Patienten erhielten eine präoperative Diskographie und 24 waren aufgrund eines Bandscheibenvorfalls voroperiert. Das biopsierte Bandscheibengewebe stammte in 7 Fällen aus L3/L4, in 26 Fällen aus L4/L5 und in 50 Fällen aus L5/S1. Dieses wurde bei den ersten 25 Operationen anatomisch nicht differenziert, in den 58 weiteren Fällen wurden Anulus, Nukleus und Endplatten unterschieden. Intraoperativ wurde streng darauf geachtet, dass keine Kontamination der Probe mit der Haut oder dem Wundbereich erzeugt wurde.
Ergebnisse: Aus 83 Bandscheiben wurden in 40 mikrobiologischen Kulturen Bakterien nachgewiesen, 43 Proben waren steril. Die Häufigkeiten verschiedener Keime verteilte sich wie folgt: 18 Propionibacterium acnes, 17 koagulase-negative Staphylokokken, 3 Staphylokokkus aureus, 3 gram-negative Bacillen (Enterobakter, E. Coli), 3 Corynebakterien, 1 Rothia dentocariosum, 1 Mikrobaterium, 1 Brevibakterium. Es lag keine Korrelation zwischen infiziertem Bandscheibenmaterial und Patientenalter, Geschlecht, Modic-Zeichen, vorangeganener Diskographie oder Nukleotomie vor. Keime wurden gehäuft aus der Bandscheibe L4/L5 isoliert (p=0,027). Der computertomographische Nachweis von intradiskalem Gas war seltener mit einem Keimnachweis assoziiert (p=0,048).
Schlussfolgerungen: Obwohl bei den in dieser Studie operierten Patienten klinisch kein Anhalt für eine Infektion vorlag, könnte eine latente Spondylodizitis im Rahmen der Bandscheibendegeneration eine Rolle spielen. Eine Kontamination mit Keimen der Hautflora (Propionibacterium acnes und Staphylokokken) durch die Untersucher kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Eine weiterführende Studie ist jedoch notwendig, um den Bakteriennachweis einer anatomischen Bandscheibenstruktur eventuell zuordnen zu können und um die Rolle dieser Infektionen im Rahmen der Pathophysiologie genauer zu analysieren.