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Quantifizierung geschlechtsspezifischer anatomischer Unterschiede von Kniegelenken anhand von Röntgenaufnahmen und MRT-Untersuchungen
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Published: | October 16, 2008 |
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Zielsetzung: Routinemäßig wurden bislang für die Implantation von Kniegelenksendoprothesen bei Männern und Frauen identische Modelle verwendet. Aktuell wird besonders in der Laienpresse mit speziellen „Frauenprothesen“ geworben. Anhand radiologischer und kernspintomographischer Messungen sollte festgestellt werden, ob geschlechtsspezifische Unterschiede der Kniegelenkskonfiguration bestehen, die den Einsatz von entsprechend angepassten Prothesentypen medizinisch sinnvoll erscheinen lassen.
Methodik: Anhand von Knie-MRT-Aufnahmen von je 50 Frauen und Männern im Alter von 20 bis 70 Jahren wurden die mediolaterale-anteroposteriore Dimension des distalen Femurs, die anteriore femorale Condylenhöhe relativ zur ap-Distanz und die Breite des Femurschildes auf 3 unterschiedlichen Messhöhen ab Epicondylenebene in Relation zum mediolateralen Durchmesser bestimmt. Zudem wurden anhand von je 50 Röntgen-Ganzbeinstandaufnahmen die Q-Winkel ausgemessen. Die Messergebnisse wurden gruppenweise auf Normalverteilung überprüft und anschließend der t-Test für unverbundene Stichproben durchgeführt.
Ergebnisse: Die Anatomie von Frauenkniegelenken unterscheidet sich signifikant hinsichtlich der ml-ap-Quotienten (p 0,016, Mittelwerte Männer 1,295/ Frauen 1,266) sowie hoch signifikant in Bezug auf die medialen und lateralen Condylenhöhe relativ zur ap-Distanz (p0,007; Mittelwerte Männer medial 0,094, lateral 0,129/ Frauen medial 0,073, lateral 0,116) und den Q-Winkel (p0,0001; Mittelwerte Männer 5,3°/ Frauen 7,6°) von den Kniegelenken bei Männern. Die Schildbreite ist zudem bei Frauenkniegelenken ab einer Höhe ab 4,5 cm ab Epicondylenlinie relativ zum mediolateralen Durchmesser signifikant geringer (p0,03, Mittelwerte Männer 0,381/ Frauen 0,364).
Schlussfolgerung: Die Messungen belegen geschlechtsspezifische anatomische Unterschiede hinsichtlich der Condylenhöhe, ml-ap-Quotienten, proximaler Schildbreite und Q-Winkel. Inwieweit diese anatomischen Unterschiede die Verwendung spezifischer Prothesendesigns bei weiblichen Patienten rechtfertigt und ob im Vergleich zu herkömmlichen Prothesentypen mit geringerer Größenabstufung entscheidend bessere klinische Resultate für Frauen erzielt werden können, kann nur anhand klinischer Studien überprüft werden.