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Effektivität invasiver und nicht-invasiver Notfallstabilisierungen bei instabilen Beckenringverletzungen mit hämodynamischer Instabilität – eine Pilotstudie am menschlichen Torso
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Venöse Blutungen aus dem präsakralen Plexus und Blutungen aus Frakturflächen sind der Mehrzahl der Fälle Grund für eine hämodynamische Instabilitität bei instabilen Beckenverletzungen. Im Rahmen lebensrettender Sofortmaßnahmen kommen dabei sowohl invasive als auch nicht-invasive Methoden der externen Stabilisierung zur Anwendung. Ziel dieser Studie war die Etablierung eines Modells zur Bestimmung der Effektivität dieser Maßnahmen anhand retroperitonealer und intraabdomineller Druckmessung.
Material und Methoden: An frischen, unpräparierten Torsos wurde der retroperitoneale und intraabdominelle Druckanstieg am intakten Becken sowie bei experimentell induzierter uni- und bilateraler Instabilität (AO/OTA: C1.2.2 und C3.1.4) wiederholt (n=3 Zyklen) gemessen. Der Druck wurde pro Liter in das Retroperitoneum infundierter Flüssigkeit in Zentimeter Wassersäule bestimmt. Ausgehend vom zuletzt erreichten Wert wurde der unmittelbare Druckanstieg nach externer Stabilisierung mittels Pelvic Binder, supraacetabulärem Fixateur externe, Beckenkammfixateur, der Beckenzwinge sowie der Beckenzwinge in Kombination mit präperitonealem Packing bestimmt. Die Bewertung der Ergebnisse erfolgte anhand des Medians für kleine Stichproben unter Angabe der Spannweite.
Ergebnisse: 4 männliche Torsos im Alter von 64 Jahren [59-71] wurden untersucht, das Gewicht betrug 46,5kg [29,5-66]. Nach 4 l infundierter Flüssigkeit stieg der Druck im Retroperitoneum am intakten Beckenring durchschnittlich um 26,7 cmH2O [17,0-37,5]. Gleichzeitig stieg der intraabdominelle Druck um 6,3 cmH2O [3,9-11,6]. Bei unilateraler Instabilität wurden nach 8 l Flüssigkeit Druckanstiege von 21,9 cmH2O [16,9-24,9] und 10,5 cmH2O [4,2-18,6] erreicht, bei bilateraler Instabilität nach 12 l 18,6 cmH2O [9,2-24,4] und 16,6 cmH2O [8,7-22,2].
Sowohl bei der uni- als auch der bilateralen Instabilität wurden die größten Druckanstiege bei der Beckenzwinge in Kombination mit präperitonealem Packing erzielt, obwohl hierbei ein Flüssigkeitsverlust durch Eröffnung des Retziusraumes entstand. Der Pelvic Binder zeigte einen tendenziellen Vorteil gegenüber den ventralen Fixateuren.
Schlussfolgerung: Valides Modell, um im Detail der Frage des Volumenverlustes und seiner Vermeidung nachzugehen. Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Wertigkeit der einzelnen Verfahren zuverlässig darzustellen.