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Neurovaskuläre Komplikationen bei suprakondylärer Humerusfraktur im Kindesalter: OP-Taktik und Langzeitergebnisse
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Kontroverse Versorgungskonzepte suprakondylärer Humerusfrakturen im Kindesalter resultieren aus der Unsicherheit eines Begleitschadens von Nerven und Gefäßen. Zuwarten oder Revidieren? Wann ist eine primäre oder eine sekundäre Exploration nervaler oder vaskulärer Strukturen erforderlich?
Methoden
93 Kinder mit einem Durchschnittsalter von 7,7± 3,5Jahren (41% Mädchen, 59% Jungen, li. Arm 55%, re. Arm 45%; 5,4% Flexionstyp, 94,6% Extensionstyp) wurden von 1980-2000 aufgrund einer suprakondylären Humerusfraktur primär in unserer Klinik behandelt. In der Klassifikation nach Gartland fanden sich: Grad I: 5,4%, Grad II: 31,2% und Grad III: 63,4%. Primäre Pulslosigkeit trat bei 12% (n=11), Nervenläsionen bei 14% (n=13) auf. Bei 4 von 11 Patienten erholte sich die Perfusion (Puls) nach geschlossener Reposition. Unter den übrigen 7 Gefäßen, die über einen cubitalen Zugang offen dargestellt wurden, zeigte sich 2x ein Spasmus (erfolgreich durch Xylocain), 3x eine Kompression (Spaltung Lacertus fibrosus) und 2x eine Durchtrennung (Anastomose, Veneninterponat). Nach Nervenausfallsymptomatik erfolgte bei 9 von 13 Patienten eine offene Frakturreposition mit Darstellung des Nerven (5x N. radialis, 8x N. medianus). Bei vier rein sensiblen Partialausfällen wurde nicht offen exploriert. Abhängig vom Dislokationsgrad wurden 6% konservativ und 94% durch Kirschnerdrahtfixation operativ behandelt (davon 15% geschlossene und 85% offene reponiert). Sekundäre Nervenschäden traten bei 5 Kindern auf (2x n. offener, 2x n. geschlossener Reposition und 1x n. konservativer Therapie). Betroffen waren 1x N. ulnaris, 3x Äste des N. medianus, 1x R. prof. N. radialis.
Ergebnisse
76 Patienten (82%) wurden Ø 9,6±6,3 Jahre post-OP funktionell, neurologisch und teils radiologisch nachuntersucht. Die Ergebnisse klassifiziert nach Flynn wurden in 96% als gut oder sehr gut, in 4% als schlecht beurteilt. Neurologische Dauerschäden oder Folgen eines Perfusionsdefizits wurde bei keinem Patienten festgestellt. Ipsilaterale Simultanverletzungen des supracondylären Humerus und des Unterarms (5,4%) ergaben funktionell schlechtere Ergebnisse
Schlussfolgerungen
Falls nach Frakturreposition kein Puls tastbar wird oder primär ein kompletter Nervenausfall vorliegt, sichert die kompromisslose und umgehende Darstellung primär geschädigter Nerven und Gefäße nach Reposition einen ungestörten Langzeitverlauf.