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Die percutane Vertebroplastie und Kyphoplastie zur Behandlung instabiler Wirbelfrakturen der thorakolumbalen Wirbelsäule im geriatrischen und onkologischen Patientengut - Erste Erfahrungen und 18-Monats-Ergebnisse
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Thorakolumbale Wirbelkörperfrakturen mit höhergradigem spongiösen Substanzverlust werden aufgrund der fehlenden ventralen Abstützfunktion vorteilhaft zweiseitig operativ stabilisiert. Während die dorsale Stabilisierung durch ein dorsales Fixateursystem regelhaft gut toleriert wird, zeigt das ventrale Vorgehen Probleme hinsichtlich der Operabilität bei multimorbiden, geriatrischen und onkologischen Patienten. Einen Lösungsansatz bietet die minimalinvasive percutane Augmentation des Wirbelkörpers durch die CT-gesteuerte Dilatation (Kyphoplastie) und Injektion von Methylmetacrylat (Vertebroplastie).
Methoden
Sämtliche Patienten wurden über ASA-Score und Karnovsky-Index prospektiv erfaßt. Die Diagnostik umfaßte Nativröntgenaufnahmen, CT und NMR. Die Frakturen wurden nach der AO-Klassifikation dokumentiert. Die Indikation zur alleinigen transcutanen Stabilisierung waren Frakturen vom Typ A1 oder A3 nach AO. Höhergradige Instabilitäten (Typ C nach AO) stellten eine Indikation zur vorgängigen dorsalen Stabilisierung dar. Die percutane Vertebroplastie/Kyphoplastie erfolgte kombiniert durch Bildwandler/CT gesteuert in Intubationsnarkose oder Lokalanästhesie. Alle Patienten wurden frühfunktionell-mobilisierend nachbehandelt.
Ergebnisse
Von 04/2001 bis 01/2003 wurden 40 Patienten therapiert (32 Vertebroplastien, 8 Kyphoplastien). Das Durchschnittsalter betrug 68,2 aa (32 - 83 aa). Frakturursache war in 60% ein adäquates Trauma, in 25% ein Bagatelltrauma mit osteoporotischer Sinterung und in 15% ein Wirbelkörperbefall bei generalisiertem Malignom. Die Frakturlokalisation lag bei 65% der Patienten im Abschnitt Th10 bis L2. Die alleinige Vertebro-/Kyphoplastie erfolgte bei 34 Patienten (85%), bei 6 Patienten (15%) erfolgte vorgängig die dorsale Instrumentierung. Die Beurteilung des subjektiven Therapieerfolges durch die Visual Analog Scale vor und 1 Woche nach percutaner Augmentation zeigte bei 80% der Patienten eine Absenkung des Schmerzniveaus um 60%. Der klinische und radiologische 6-Monats-Follow-up bei mittlerweile 20 Patienten bestätigt die guten Frühergebnisse mit Schmerzfreiheit oder intermittierenden leichten Beschwerden bei 90% der Patienten. Radiologisch boten alle Patienten ein unverändert reizfrei einliegendes Augmentatmaterial. Die Komplikationsrate lag mit 10% an der Untergrenze der bislang vorhandenen Literatur zum Thema. Komplikationen zeigten sich in Form von Paravasationen des Methylmetacrylates: zwei Patienten litten unter einer temporären radikulären Symptomatik, jeweils ein Patient mit Paravasation in die Bandscheibe bzw. den Spinalkanal blieb symptomlos. Eine Indikation zur operativen Revision bestand in keinem Fall.
Schlußfolgerungen
Die percutane Vertebroplastie und Kyphoplastie instabiler Frakturen der thorakolumbalen Wirbelsäule zeigt ermutigende Ergebnisse. Die Evaluierung von Indikationsbreite und Komplikationsraten muß größeren Studien vorbehalten bleiben.