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Die Scaphoidfraktur: zwischen Pseudarthrose und anatomischer Varianz
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Published: | September 28, 2015 |
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Einleitung: Die Fraktur des Os scaphoideum ist im Bereich der Handwurzel mit ca. 80% die häufigste Fraktur. Gerade die frische Fraktur des Kahnbeins kann gewisse diagnostische Schwierigkeiten bereiten und wird nicht selten übersehen. Wir stellen hier zwei Patienten vor, welche sich mit radialen Handgelenksbeschwerden vorstellten.
Material und Methoden: Der erste Patient (25 a) stellte sich mit persistierendem Handgelenksschmerz nach einem Sturzereignis vor 3 Monaten mit HG-Distorsion vor. Bei der klinischen Untersuchung gab der Patient insbesondere Schmerzen im Bereich dorsal über dem Os scaphoideum sowie an der ulnaren Handkante an. Im Rahmen einer CT-Untersuchung zeigte sich neben einem erweiterten SL-Spalt auch ein zweigeteiltes Os scaphoideum mit Verdacht auf Scaphoidfraktur. Der zweite Patient war ein 55-jähriger Mann, der sich mit Handgelenksschmerzen bei endgradiger Belastung vorstellte. Bei Anamneseerhebung gab der Patient an, vor ca. 25 Jahren beim Fußballspielen gestürzt zu sein. Hier sei bereits damals die klinische Verdachtsdiagnose einer Kahnbeinfraktur gestellt worden, jedoch ohne Einleitung weiterer diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen. In der CT-Untersuchung zeigte sich eine Pseudarthrose des Os scaphoideum.
Ergebnisse: Im ersten Fall führten wir nach einer diagnostischen Handgelenksarthroskopie mit dem Nachweis einer frischen SL-Bandruptur die primäre SL-Band Rekonstruktion durch. Der Verdacht der Scaphoidfraktur konnte nicht erhärtet werden, da es sich bei dem Patient um eine beiderseitige Anlage eines Os scaphoideum bipartitum handelte und somit ohne Krankheitswert war. Im zweiten Fall entschieden wir uns aufgrund einer nach über 25 Jahren sich eingestellter straffer Pseudarthrose, für eine abwartende Haltung.
Diskussion: Die Diagnosefindung einer Scaphoidfraktur insbesondere in der Differenzierung der frischen Fraktur, der Pseudarthrose oder einer möglichen Normvariante kann sich als schwierig herausstellen. Im Falle der hier vorgestellten Patienten zeigte sich in der weiterführenden Diagnostik zum einen eine anatomische Normvariante und zum anderen eine straffe Pseudarthrose, beide ohne Indikation zur chirurgischen Intervention.