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Räumliches Hören als Indikationskriterium für beidohrige Versorgung
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Published: | November 28, 2019 |
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Im klinischen Alltag werden neben dem Tonaudiogramm sehr häufig Sprachverständlichkeitsstests als audiologische Indikationskriterien für eine Hörsystemversorgung herangezogen. Diese Sprachverständlichkeitstests zeigen unter Laborbedingungen häufig eine Verbesserung bei Benutzung von zwei Ohren/Hörsystemen im Vergleich zu einem. Eine Einschränkung bei den verwendeten Tests ist, dass Sprache (und Störgeräusch) häufig aus derselben Richtung präsentiert werden, was den Vorteil der Hörsystemversorgung in räumlichen Situationen unterschätzen kann.
In diesem Beitrag wird das räumliche Hören bei Cochlea-Implantat-Trägern mit contralateralem Hörgerät (bimodale CI-Träger) sowie contralateraler Normalhörigkeit beleuchtet und eine Modellvorstellung aufgebaut, die die räumliche Hörleistung als zu berücksichtigendes Indikationskriterium vorschlägt.
Hierzu werden Sprachverständlichkeitstests von echten Patienten, simulierten Patienten (mittels Vocoder) und von Normalhörenden in denselben räumlichen Situationen ausgewertet. Dadurch, dass jedes Ohr einzeln und in Kombination gemessen wurde, ermöglichen die Daten eine individuelle Auswertung: Hierbei zeigt sich ein Gewinn im Sprachverstehen (2.3 dB für bimodal CI, 3.4 dB für CI-Träger mit contralateraler Normalhörigkeit) in bestimmten räumlichen Situationen, obwohl bei klassischen Sprachverständnistests, wo Sprache und Störgeräusch von vorne kommen, kein Gewinn (0 dB) festgestellt wurde.
Ausgehend von den Ergebnissen wird ein einfaches, klinisch anwendbares Modell entwickelt, ab wann welche Hörsystemversorgung für den individuellen Patienten wahrscheinlich eine Verbesserung im räumlichen Hören bringt.