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Stromverbrennungen – retrospektive Analyse der letzten fünfzehn Jahre
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Published: | June 30, 2010 |
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Ziel: Stromverbrennungen nehmen insofern eine Sonderstellung ein, da sie sich hinsichtlich Verletzungsschwere, Morbidität und Mort alität von ?herkömmlichen? Brandverletzungen unterscheiden. In dieser retrospektiven Studie sollen die Daten der Patienten mit Stromverbrennungen ausgewertet und mit der Literatur verglichen werden.
Patienten und Methoden: Von 1994 bis 2008 wurden insgesamt 56 Patienten (55 Männer/ 1 Frau) mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren [13–71] aufgrund einer Stromverbrennung behandelt. In absteigender Reihenfolge fanden die Unfälle im Beruf (n=32), bei Zugsurfen (n=12), in der Freizeit (n=6), im Rahmen eines Selbsttötungsversuches (n=1) und in fünf Fällen in nicht geklärtem Kontext statt, wobei in 12 Fällen Niedervoltstrom und in 44 Fällen Starkstrom Ursache der Verletzung war.
Ergebnisse: Vergleicht man die Ergebnisse hinsichtlich Stark- (>1000 V) und Niedervoltstrom (<1000 V) so ergibt sich folgendes Bild: Insgesamt zwei Patienten, beide nach Starkstromunfällen, verstarben innerhalb der ersten 8 Tage na ch Unfall. Die Patienten mit Starkstromunfällen hatten ein signifikant jüngeres Alter (Niedervolt vs. Starkstrom MW±SD: 43±12 vs. 27±11 Jahre/ p=0,0004) mit einer längeren Krankenhausaufenthaltsdauer (18 vs. 50 Tage / p=0,0016) und größeren VKOF (6 vs. 30% / p<0,0001) mit vermehrter Durchschnittsanzahl an Primäroperationen (1,5 vs. 3,5 OPs / p=0,004).
Schlussfolgerung: Wie in der Literatur beschrieben, haben Stromverbrennungen eine relativ niedrige Mortalitätsrate, doch die Verletzten müssen die schweren Folgen mit teils erheblichen körperlichen Behinderungen ein Leben lang tragen. Trotz des im Vergleich geringeren Ausmaßes der Verletzungen ist selbst bei Niedervoltstrom mit einer langen Krankenaufenthaltsdauer und Rehabilitationsphase zu rechnen. Die rechtzeitige operative Dekompression ist entscheidend, um das Ausmaß der sekundären Schädigung einzudämmen. Deckungsverfah ren sind, unter entsprechender Berücksichtigung des in Mitleidenschaft gezogenen Gefäßsystems, zu planen.