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Evaluation von Sturzereignissen in einer muskuloskelettalen Rehabilitationsklinik – Ein Beitrag zur Sturzprävention
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Published: | March 10, 2016 |
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Zielsetzung: Stürze haben eine hohe individuelle und gesellschaftliche Bedeutung. Während im Akut-Krankenhaus von einer mittleren Sturzrate von 7% [1] ausgegangen wird, ermittelten Sherrington et al. [2] für die Rehabilitation rund 15% Sturzrate der älteren Patienten. Aufgrund eines seit 2006 bestehenden Sturzmanagements soll die Frage geklärt werden, wie hoch die Sturzereignisinzidenz in einer muskuloskelettalen Rehabilitationsklinik ist und welche Ansätze zur Sturzprävention sich aus weitergehenden Analysen ergeben.
Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der klinikeigenen Daten zu Sturzereignissen über 5 Jahre, sowie eine weitergehenden Analyse von Rehabilitandenunterlagen.
Ergebnisse: In den Jahren 2010 bis 2014 wurden 17436 Rehabilitanden (sowie Begleitpersonen, Gäste, Selbstzahler und Teilnehmer von Präventionsmaßnahmen) betreut. Es wurden 194 Sturzereignisse dokumentiert, womit eine Sturzhäufigkeit von 1,1 % bzw. 0,45 Stürze auf 1000 Belegungstage bestanden. Es stürzten dabei 1,4% der AHB- bzw. 0,6% der Heilverfahrenspatienten. Das Durchschnittsalter der Gestürzten betrug 67,4 Jahre und bei den AHB-Patienten lag der Altersgipfel zwischen 70 - 80 Jahre. Es stürzten 134 Frauen und 60 Männer. Dabei fanden 25% der Stürze von AHB-Patienten in den ersten 3 Tagen statt. 30,9% der Stürze ereigneten sich im Patientenzimmer. 29,4% der Stürze waren im Kontext mit therapeutischen Maßnahmen (z.B. Bewegungsbad) und zogen damit ein D-Arztverfahren nach sich. Über 41% der gestürzten Patienten trugen kein adäquates Schuhwerk. Insgesamt benutzten 60% der gestürzten Patienten Hilfsmittel. 38% der Sturzereignisse traten bei Patienten im Rahmen einer AHB nach endoprothetischem Gelenkersatz an der unteren Extremität auf. Mehr als 70% der Patienten nahmen mehr als 4 Medikamente, die Hälfte der Patienten sogar mehr als 7 Medikamente.
Schlussfolgerung: Die Sturzhäufigkeit in einer muskuloskelettalen Rehabilitationsklinik liegt mit 1,1% unter den für Akutkliniken ermittelten Werten. Viele gestürzte Patienten benutzen Hilfsmittel, deshalb ist frühzeitig zum Rehabeginn eine Kontrolle der Hilfsmittel und des angepassten Schuhwerks sowie eine Schulung der korrekten Anwendung der Hilfsmittel durchzuführen. Aufgrund der Einnahme einer hohen Anzahl von Medikamenten ist eine Optimierung des Medikamentenmanagements schon zu Rehabeginn notwendig. Das Sturzmanagement der Klinik hat sich auch unter dem Aspekt der Bg-lichkeit und in Haftpflichtfragen bewährt.
Literatur
- 1.
- Schwendimann R, Buhler H, De Geest S, Milisen K. Characteristics of hospital inpatient falls across clinical departments. Gerontology. 2008;54(6):342-8. DOI: 10.1159/000129954 2008:342-348
- 2.
- Sherrington C, Lord S, Close J, et al. Development of a tool for prediction of falls in rehabilitation settings: a prospective cohort study. J Rehabil Med. 2010 May;42(5):482-8. DOI: 10.2340/16501977-0550