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Risiko einer chronischen Niereninsuffizienz (≥ Stadium 3) nach partieller Nephrektomie bei Patienten mit präoperativ normaler Nierenfunktion
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Veröffentlicht: | 10. Mai 2019 |
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Einleitung: Die partielle Nephrektomie (PN) ist operativer Goldstandard beim Nierenzellkarzinom. Die postoperative Entwicklung einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) ist eine mögliche & schwere Langzeitkomplikation. Dabei sind insbesondere Patienten mit bereits eingeschränkter Nierenfunktion betroffen & werden entsprechend nephrologisch angebunden. Jedoch besitzen präoperativ nierengesunde Patienten ebenfalls ein erhöhtes Risiko einer klinisch signifikanten Verschlechterung der Nierenfunktion im Verlauf. Diese Patienten werden oft nur unzureichend kontrolliert, was ein unerkanntes Voranschreiten der Erkrankung bedingen kann. Ziel dieser Arbeit war es die Prävalenz & Risikofaktoren einer relevanten Verschlechterung der Nierenfunktion bei präoperativ unauffälligen Patienten zu untersuchen.
Material & Methoden: Retrospektiv wurden Patienten aus 7 europäischen, urologischen Zentren eingeschlossen, die sich einer offenen oder laparoskopischen PN unterzogen. Erfasst wurden Patienten mit einer präoperativen GFR >60 ml/min/1,73 m2. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Einzelniere. Mittels follow-up von min. 6 Monaten wurde die postoperative GFR des Patientenkollektivs im Langzeitverlauf erhoben. Als Endpunkt wurde das Auftreten einer signifikanten CNI im Stadium ≥3 nach KDIGO definiert (sCNI). Die statistische Auswertung erfolgte mit der Software JMP®. Zur deskriptiven Datenerhebung wurde eine Normalverteilung angenommen. Gruppenvergleiche & Risikokorrelationen wurden anhand von Zweistichproben t-Tests sowie von uni- & multivariaten, linearen Regressionsanalysen berechnet mit einem Signifikanzniveau von <0.05.
Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 1315 Patienten (409 Frauen & 906 Männer). Medianes Alter 60, Anteil offener/laparoskopischer Eingriffe 74%/26%, medianes Follow-up 44 Monate. Insgesamt entwickelten 249 (18,9%) postoperativ eine sCNI. Prädestinierend für eine sCNI waren in univariaten Regressions- sowie Vergleichsanalysen ein Alter >55 Jahre, ein ASA-Score >2, ein ECOG-Score >1, eine arterielle Hypertonie, ein offen chirurgisches Vorgehen, ein intraoperativer Blutverlust >500 ml, perioperative Bluttransfusionen.sowie ein Tumorstadium >pT1a. Geschlecht, Gewicht, Diabetes mellitus, pathologische Tumorgröße, RENAL-Score oder andere operative Faktoren wie OP-Zeit, Ischämiezeit oder Hohlsystemeröffnung zeigten keinen Einfluss in der univariaten Analyse.
Durch eine multivariate Analyse ließen sich das präoperative CNI-Stadium (Stadium II vs I) (HR=4.05, p=<0.001), eine perioperative Bluttransfusion (HR=3.06, p=<0.001) sowie das Alter (HR=2.47, p=0.0005) als unabhängige Risikofaktoren bestätigen.
Schlussfolgerung: Ungefähr 1/5 aller präoperativ nierengesunden Patienten entwickeln postoperativ nach PN eine sCNI. Ältere Patienten und Patienten die eine perioperative Bluttransfusion benötigen scheinen dabei ein erhöhtes Risiko aufzuweisen und sollten entsprechend nephrologisch angebunden werden.