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BCG-induzierte granulomatöse Orchitis – Diagnostik und klinisches Management
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Veröffentlicht: | 10. Mai 2019 |
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Wir berichten den Fall eines 70-jährigen Patienten mit histologisch gesichertem nicht-muskelinvasivem high grade Urothelkarzinoms der Harnblase, der während des Induktionszyklus mit BCG einseitige Hodenschmerzen mit hohem Fieber entwickelte, einhergehend mit einer Verschlechterung des Allgemeinzustands. Bei der stationären Aufnahme zeigten sich laborchemisch nur gering erhöhte Infektparameter. Sonographisch zeigte sich ein komplett aufgebrauchter, inhomogener Hoden rechts ohne Nachweis von normalem Hodenparenchym. Der linke Hoden zeigte klinisch eine beginnende Epididymitis. Ein Thorax-Röntgen zeigte einen unauffälligen Befund. Es erfolgte die inguinale Orchiektomie rechts, nach Eröffnen des Präparats entleerte sich teils rahmiger Pus. Histologisch zeigte sich eine eitrig-granulomatöse Orchitis. Im Urin sowie aus dem Hodenpräparat zeigten sich säurefeste Stäbchen. Mittels PCR konnte Mycobacterium tuberculosis-Komplex-DNA und somit Mykobakterien nachgewiesen werden, wobei die PCR nicht zwischen M. bovis und M. tuberculosis differenzieren kann. Der Quantiferon-Test war negativ, somit klinisch und mikrobiologisch bestätigte BCGitis mit granulomatöser Orchitis. Nach Vorstellung im Infektiologie-Board erfolgte die Empfehlung für eine tuberkulostatische Dreifachtherapie mit Isoniazid, Rifampicin und Ethambutol für 6 Monate.
Schlussfolgerung: Die BCG-induzierte granulomatöse Orchitis ist eine seltene Komplikation der BCG-Instillationstherapie. Die Diagnostik einer disseminierten BCGitis kann durch den Nachweis von Mykobakterien mittels PCR oder Kultur im Präparat erfolgen. Zum Ausschluss einer Lungenbeteiligung sollte ein Röntgenthorax oder Thorax-CT erfolgen, ggf. Untersuchung von Mykobakterien im Sputum. Bei Nachweis von Mycobacterium tuberculosis-Komplex-DNA im Organpräparat und negativem Quantiferon-Test kann von einer dissemnierten BCG-Erkrankung ausgegangen werden, die letztlich durch eine Kultur bestätigt werden kann. Bei disseminierter systemischer Erkrankung wird eine tuberkulostatische Dreifachtherapie mit Isoniazid, Rifampicin und Ethambutol für mind. 6 Monate empfohlen. Der Einsatz von Pyrazinamid ist nicht sinnvoll, da BCG regelhaft PZA-resistent ist. Eine Isolation des Patienten ist bei BCGitis nicht notwendig, ebenso ist eine Meldung an das Gesundheitsamt nicht erforderlich.