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Tapioka – Stärke im Auge?
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Veröffentlicht: | 28. August 2017 |
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Hintergrund: Melanozytäre Naevi stellen die häufigste Gruppe benigner Tumoren am Auge dar. Eine Abgrenzung zu malignen Tumoren ist oft schwierig. Patient und
Methoden: Kasuistik eines 62-jährigen Patienten der mit Verdacht auf Irismelanom in der Poliklinik vorgestellt wurde. Der okuläre Befund ist im Rahmen einer Routineuntersuchung aufgefallen. Der Visus betrug rechts cc 1,0 und links cc 0,3 (bekannte Amblyopie). In der Familienanamnese ist ein gehäuftes Auftreten von Darmkrebs bekannt.
Ergebnisse: In der Spaltlampenmikroskopie zeigte sich rechts ein prominenter, knotiger und vaskularisierter Tumor der Iris (Größe von 2,4 x 1,9 mm). Gonioskopisch stellt sich ein solider Tumor ohne Pigmentierung des Kammerwinkels dar. Zur weiteren Differenzierung erfolgte eine optische Kohärenztomographie (OCT), Sonografie und Fluoreszenzangiographie der Iris. Verlaufskontrollen werden in regelmäßigen Abständen mit standardisiertem Spaltlampenfoto, Gonioskopie, Sonografie durchgeführt. Eine Größenzunahme ist nicht nachweisbar.
Schlussfolgerung: Das Tapiokamelanom ist eine Variante des Irismelanoms. Multiple harte Knötchen innerhalb des Tumors erinnern an das Aussehen und die Konsistenz von Tapioka, einer aus der Maniokwurzel gewonnenen Stärke. Zur Diagnosesicherung sollte eine Spaltlampenuntersuchung, Gonioskopie, optische Kohärenztomographie und Fluoreszenzangiographie der Iris sowie Ultraschallbiomikroskopie und ggf. Histopathologie durchgeführt werden. Bei gehäufter Assoziation mit einem Sekundärglaukom sind regelmäßige Tensiokontrollen indiziert. Irismelanome weisen eine gute Prognose auf und metastasieren sehr selten (3-5%). Therapeutisch stehen eine Iridektomie des Tumors bis zur Blockexzision nach Naumann bei Kammerwinkelbeteiligung zur Verfügung.