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Das klarzellige Adenokarzinom der männlichen Urethra – der siebente Fall in der Weltliteratur
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Veröffentlicht: | 23. April 2013 |
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Primäre Tumore der Harnröhre sind eine seltene Entität, ihr Ursprung ist bislang unklar. Ein gehäuftes Auftreten wurde posttraumatisch oder nach Infektionen beobachtet. Histologisch handelt es sich um Urothel-, Plattenepithel-, Adenokarzinome oder Melanome. Die Inzidenz primärer Urethratumore, mit Ausnahme des Adenokarzinoms, ist bei Männern höher. Wir berichten über den siebenten beschriebenen Fall eines klarzelligen Adenokarzinoms der Urethra eines Mannes.
Ein 57-jähriger Patient stellte sich in unserer Klinik wegen einer schmerzlosen Hämaturie vor. Anamnestisch bestand eine posttraumatische Harnröhrenenge, die bereits 1993 endoskopisch behandelt wurde. 2009 erfolgte eine erste urethrale Resektion im bulbären Harnröhrenanteil bei schmerzloser Hämaturie, histologisch wurde gutartiges fibrotisches Drüsengewebe nachgewiesen.
Die nun durchgeführte Zystoskopie zeigte erneut einen papillären bulbären Tumor. Der PSA-Wert zu diesem Zeitpunkt betrug 0,84 ng/ml. Histologisch wurde ein klarzelliges Adenokarzinom diagnostiziert. CT-morphologisch als auch im PET konnten Metastasen ausgeschlossen werden. Trotz einer radikalen transurethralen Nachresektion bis in die Schwellkörper konnte keine R0-Situation erreicht werden. Aufgrund der in der Literatur als äußerst schlecht beschriebenen Prognose entschieden wir uns zunächst zur radikalen Urethrektomie und Anlage eines suprapubischen Katheters, mit der Option, bei längerfristiger Tumorfreiheit ein katheterisierbares Stoma anzulegen.
Aufgrund der Seltenheit ist eine optimale Behandlungsstrategie unbekannt. Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie werden als Optionen beschrieben. Es scheint sich jedoch um eine sehr aggressive Tumorvariante mit schlechter Prognose zu handeln. Man sollte es daher differentialdiagnostisch bei Harnröhrentumoren in Betracht ziehen und entsprechend radikal behandeln.