Artikel
Auswirkungen des HTA-Berichts
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 16. März 2010 |
---|
Gliederung
Abstract
Die medikamentöse Behandlung chronischer Erkrankungen sollte nebenwirkungsarm sein und langfristig keine negativen Auswirkungen auf andere Risikofaktoren oder Erkrankungen haben. Dies kommt u. a. im Begriff „Stoffwechselneutralität“ zum Ausdruck.
Die medikamentöse Behandlung der arteriellen Hypertonie ist in der Regel lebenslang und erfordert häufig eine Dosisanpassung und Erweiterung, da die Blutdruckwerte aufgrund von Alterungsprozessen der Gefäße und neu aufgetretener Begleiterkrankungen ansteigen. Bluthochdruck und Typ-2 Diabetes mellitus sind häufig vereint, hier sind die Blutdruckzielwerte um 10 mmHg systolisch und diastolisch niedriger. Dies bedeutet häufig eine Kombination verschiedenen Wirkstoffgruppen. Kann die Manifestation eines Typ-2 Diabetes beim Hypertoniker verhindert oder auf einen späterer Zeitpunkt „hinausverzögert“ werden, so werden logischerweise Behandlungskosten eingespart, da auch Folgekomplikationen verhindert werden oder später auftreten.
Behandlungen mit Betablockern und/oder Diuretika können zur frühzeitigen Manifestation eines Typ-2 Diabetes mellitus beim Hypertoniker mit Prädiabetes beitragen. Dies ist durch viele Studien belegt. Da Studien über kurze Zeit durchgeführt werden (durchschnittlich 4-5 Jahre), sind häufig Einflussnahmen der unterschiedlichen Wirkstoffgruppe auf die Entwicklung von Folgeerkrankungen schwer abzubilden. Kosten- Nutzenberechnungen werden selten durchgeführt.
Bei Patienten mit Prädiabetes (erhöhte Nüchternglukose, gestörte Glukosetoleranz) mit oder ohne metabolischem Syndrom sollte die Manifestation eines Typ-2 Diabetes mellitus, aufgrund der assoziierten Morbidität, Mortalität und Kostenexplosion verhindert oder mindestens verzögert werden. Die wirksamste Strategie liegt in der Auswahl der Antihypertonika. Einnahme von Diuretika über 5 Jahre gegenüber sogenannten RAAS-Hemmern (ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten) vervierfacht die Inzidenz des Diabetes. Werden 10 Millionen Hypertoniker mit Prädiabetes in Deutschland primär mit einem Diuretikum behandelt, so hat dies ca. 110.000 Neuerkrankungen an Diabetes zur Folge, die bei Behandlung mit einem RAAS-Hemmer hätten vermieden werden können.
Häufig sind zum Erreichen der Zielblutdruckwerte beim Diabetiker Kombinationen verschiedener Wirkstoffgruppen erforderlich. Auch hier schneiden Diuretika als Kombinationspartner ungünstig ab.
Der HTA-Bericht zeigt die Vor- und Nachteile verschiedener Wirkstoffgruppen in der antihypertensiven Behandlung von Patienten mit Prädiabetes auf. In der Umsetzung müssen die Langzeitauswirkungen auf Komorbidität und Risikofaktorenkonstellationen hervorgehoben werden. Im Vergleich sollte der Einsatz stoffwechsleneutraler Antihypertensiva (RAAS-Hemmer, Kalziumantagonisten) langfristig Behandlungskosten reduzieren und die Lebensqualität der Patienten erhöhen helfen. Langzeitstudien mit Kosten-Nutzenanalysen sind zu fordern.