Artikel
Interdisziplinäre Schwindeldiagnostik unklarer chronischer Schwindelerkrankungen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 13. April 2017 |
---|
Gliederung
Text
Für die Koordinierung und Interpretation von Bewegung, Körperhaltung und visueller Information benötigt das Gehirn Informationen über die Lage des Körpers im Raum in Relation zur bewegten Umgebung. Störungen dieses Systems haben meist einen multifaktoriellen Charakter. Patienten mit dem Symptom „Schwindel“ fühlen sich häufig massiv in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Auch der volkswirtschaftliche Schaden durch Arbeitsausfälle ist nicht unerheblich.
Ziel des Konzepts einer strukturierten und interdisziplinären Schwindeldiagnostik ist es, Ursachen von unklaren chronischen Schwindelerkrankungen zu erfassen.
In dieser retrospektiven Studie wurden im Zeitraum von 12 Monaten 150 Patienten mit unklaren chronischen Schwindelbeschwerden an einer HNO Klinik untersucht. Der Altersmittelwert der Patientengruppe betrug 58 Jahre SD±17,9 mit einem Median von 59,5 Jahren (Spannweite 15 bis 93 Jahre). Neben der komplexen otoneurologischen Untersuchung erfolgte die orthopädisch/unfallchirurgische und psychosomatische Mitbeurteilung, ein cMRT und befundabhängig ggf. eine augenärztliche, neurochirurgische und internistische Konsultation.
Es konnte gezeigt werden, dass in mehr als 93% der untersuchten Fälle eine Ursache der Schwindelbeschwerden diagnostiziert werden konnte. Bei mehr als der Hälfte der Patienten lagen mehrere Ursachen der Schwindelbeschwerden vor. Es konnten vereinzelt bis zu vier Schwindelursachen gleichzeitig für das Auftreten eines chronischen Schwindels verantwortlich gemacht werden.
Eine strukturierte und interdisziplinäre Schwindeldiagnostik ermöglicht eine definitive Diagnosestellung bei unklaren Schwindelbeschwerden. Sie ist die Grundlage einer ursachenbasierten Therapie für den betroffenen Patienten und folglich auch von hoher sozioökonomischer Bedeutung.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.