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68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

17.09. - 21.09.23, Heilbronn

Berechnung und Bewertung von rettungsdienstlich relevanten Qualitätsindikatoren – standardisiert und parallel auf Bundesland-, Bereichs- und Standortebene

Meeting Abstract

  • Johanna Eisenberger - Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Peter Gnändinger - Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Pablo M. Plöchl - Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Linda Häfele - Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Cornelia Schutz - Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Manuel Fabrizio - Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS). Heilbronn, 17.-21.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAbstr. 246

doi: 10.3205/23gmds039, urn:nbn:de:0183-23gmds0398

Veröffentlicht: 15. September 2023

© 2023 Eisenberger et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Die Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW, https://www.sqrbw.de/) übernimmt im Auftrag des Landesausschusses für den Rettungsdienst von Baden-Württemberg die Funktion der externen Qualitätssicherung. Ihre Aufgaben umfassen neben der Entwicklung von Qualitätsindikatoren und der Auswertung der Daten auch das vergleichende Berichten von Ergebnissen, um die Aufmerksamkeit auf potenzielle Qualitätsdefizite zu lenken. Dies ermöglicht nach der Ursachenanalyse Aussagen über bestimmte Qualitätsaspekte, Qualitätsvergleiche und somit – unter Beteiligung vor Ort verantwortlicher Personen – gegebenenfalls die Einleitung gezielter Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung. Dieser Beitrag stellt die Methodik vor und gibt Einblicke in den standardisierten Auswertungsprozess.

Die SQR-BW empfängt von allen 34 Leitstellen Zeitstempel und einsatztaktische Daten. Rund 200 Notarztstandorte und über 300 Rettungswachen liefern medizinische Daten über alle durchgeführten Notfalleinsätze. Die Datenlieferung aus den verschiedenen Datenquellen erfolgt jeweils in einem vorspezifizierten Format [1], [2]. Über die Auftragsnummern können die Daten der verschiedenen Quellen miteinander verknüpft werden. Von der SQR-BW werden dabei alle relevanten Bestimmungen des Datenschutzes berücksichtigt.

Bei Datenentgegennahme wird eine standardisierte formale und inhaltliche Prüfung der Daten durchgeführt, sodass Datensätze mit technischen Fehler oder implausiblen Inhalten nach der Lieferung zeitnah erkannt und – soweit möglich – bereits vor dem Import in die Datenbank abgelehnt werden. Den Standorten bzw. Herstellern der Dokumentationssysteme werden die betroffenen Fälle bzw. systematische Probleme regelmäßig zur Korrektur zurückgemeldet. Die Daten werden dann zur Aufbereitung, Bereinigung und weiteren Verarbeitung mit Hilfe der Statistik-Software R (aktuellste Version 4.3.0) [3] in sogenannte Workspaces eingelesen. Nach der Verknüpfung wird die Indikatorauswertung parallel auf mehreren Knoten gestartet. Dabei kommen Rechenregeltabellen zur Anwendung, die zur technischen Umsetzung der Indikatordatenblätter, also der inhaltlichen Beschreibung der Indikatoren über Falleinschluss, Indikatorkriterien und Subgruppenanalysen dienen. Es wird zwischen ratenbasierten und zeitbasierten Indikatoren unterschieden. Zu den Ergebnissen eines Indikators gehören die Fallzahl, der Indikatorwert (Prozent, Median oder 95. Perzentil) sowie eine graphische Abbildung aller Standort- bzw. Bereichswerte. Darüber hinaus können weitere Indikatorergebnisse für verschiedene Subgruppen hinzukommen.

Im Rahmen der quartalsweisen Auswertung entsteht eine Vielzahl von Statistiken und Kennzahlen. Für die Bewertung der Indikatorergebnisse spielt beispielsweise auch die indikatorbezogene Dokumentationsqualität eine wichtige Rolle. Mittels statistischer Tests wird außerdem überprüft, welche Faktoren einen signifikanten Einfluss auf die Indikatorergebnisse haben. Auf Basis der Jahresauswertung wird der Gestufte Dialog durchgeführt, in dem die SQR-BW mit den am Rettungsdienst Beteiligten in Kontakt tritt, um Auffälligkeiten in den Ergebnissen zu erörtern und bestenfalls gemeinsam Maßnahmen zur Optimierung abzuleiten. Die SQR-BW arbeitet zudem mit interdisziplinären Expertengruppen zusammen, um die Ausgaben ständig zu validieren und die Indikatoren weiterzuentwickeln.

Welche Auswertungen die Beteiligten am Rettungsdienst jeweils erhalten, richtet sich streng nach dem Grundsatz der Erforderlichkeit. Entscheidend ist die Beeinflussbarkeit der Ergebnisse im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeiten und Aufgaben einerseits und die Wahrung der berechtigten Interessen der Beteiligten und Betroffenen andererseits. Seit dem Datenjahr 2017 stellt die SQR-BW die Ergebnisse halbjährlich, seit 2018 quartalsweise auf einem passwort-geschützten Online-Portal in den jeweils erforderlichen Auswertungsebenen zur Verfügung. Darüber hinaus werden aus Gründen der Akzeptanzsicherung und Transparenz die Ergebnisse jährlich in Form eines Qualitätsberichts [4] veröffentlicht sowie umfangreiches Material (Datenblätter, methodische Informationen, etc.) auf der Webseite der SQR-BW zur Verfügung gestellt.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW). Datensatzdefinition für Leitstellen. Version 2.0. 2019 [cited 2023 Apr 28]. Available from: https://www.sqrbw.de/fileadmin/SQRBW/Leitstellen/Leitstellen_Satzbeschreibung_Version_2.0.pdf Externer Link
2.
Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW). Minimaler Notfalldatensatz MIND4.0. Version 1.0. 2021 [cited 2023 Apr 28]. Available from: https://www.sqrbw.de/fileadmin/SQRBW/MIND4.0/MIND4.0_Datensatz.pdf Externer Link
3.
R Core Team. R: A language and environment for statistical computing. Vienna, Austria: R Foundation for Statistical Computing; 2020 [cited 2023 Apr 28]. Available from: https://www.R-project.org/. Externer Link
4.
Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW). Qualitätsbericht Berichtsjahr 2021. 2022 [cited 2023 Apr 28]. Available from: https://www.sqrbw.de/fileadmin/SQRBW/Downloads/Qualitaetsberichte/SQRBW_Qualitaetsbericht_2021_web.pdf Externer Link