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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Umstellung auf Online-Unterricht: Nicht so einfach wie es scheint?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Miriam Alexander - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und evidenzbasierte Ausbildungsforschung, Berlin, Deutschland
  • Marwa Schumann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und evidenzbasierte Ausbildungsforschung, Berlin, Deutschland
  • Anne Franz - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und evidenzbasierte Ausbildungsforschung, Berlin, Deutschland
  • Franziska Arnold - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Studierende, Berlin, Deutschland
  • Ralph Berger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Qualitätssicherung Studium und Lehre, Berlin, Deutschland
  • Harm Peters - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und evidenzbasierte Ausbildungsforschung, Berlin, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-04-12

doi: 10.3205/23gma225, urn:nbn:de:0183-23gma2252

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Alexander et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Online-Lehre wird seit Beginn der COVID-19-Pandemie auch im Medizinstudium verstärkt eingesetzt. Es ist wenig darüber bekannt, wie Medizinstudierende Online-Lehre während der COVID-19-Pandemie in Bezug auf kognitive, emotionale und soziale Lernkanäle erlebt haben. Diese Studie untersucht die Schwierigkeiten von Medizinstudierenden in der Online-Lehre und ob hierbei Lernkanäle besser angesprochen werden könnten.

Methoden: An der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde von Dezember 2021 bis Februar 2022 eine Online-Studierendenzufriedenheitsbefragung durchgeführt. Ein Teil der Fragen wurde von Studierenden der Fachschaftsinitiative der Charité erstellt, um das Studieren unter pandemischen Bedingungen mit dem Fokus auf Arbeitsbelastung, Lernschwierigkeiten und Stress zu untersuchen. Der Fragebogen bestand aus Multiple-Choice-Fragen (MC) und offenen Fragen für narrative Kommentare. Die Antworten der Studierenden wurden quantitativ und qualitativ ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 535 Studierende an der Befragung teil (Rücklaufquote 17%). In Bezug auf das Online-Lernen gaben 73% der Studierenden Motivationsprobleme beim Lernen an und 64% der Studierenden erlebten einen Verlust an Struktur beim Lernen. In den offenen Antworten (n=58) äußerten die Studierenden Schwierigkeiten beim Lernen während der Pandemie. Die Themen der Studierenden wurden in drei Kategorien ausgewertet:

1.
die kognitiv-emotionalen Themen „erhöhte Arbeitsbelastung“, „Verlust praktischer Fähigkeiten“, „mangelnde Qualität“ und „Internetprobleme“,
2.
die emotional-motivationalen Themen „Verlust von Motivation/Freude“, „zu viel Selbstorganisation“ und
3.
die sozialen Themen „Stress durch weniger soziale Kontakte“, „mangelnder Austausch über Lerninhalte und -methoden“ und „mangelnder Austausch mit Lehrkräften/direkte Interaktion mit Dozierenden“.

Diskussion: Diese Studie zeigt, dass Medizinstudierende ein Defizit an Ansprechen von emotionalen und sozialen Lernkanälen in der Online-Lehre erleben. Online-Lehre spricht verstärkt den technisch-kognitiven Lernkanal an, der den menschlichen Bedürfnissen der Lernenden nicht gerecht wird. Online-Lernkonzepte, die zusätzlich emotionale und soziale Lernkanäle ansprechen, könnten die Motivation erhöhen und Ablenkbarkeit, Einsamkeit und soziale Distanz verringern. Die Qualität der Online-Lehre im Medizinstudium könnte durch ein zusätzliches Ansprechen von emotionalen und sozialen Lernkanälen gesteigert werden.

Take Home Messages: Ein humanisierter Lehransatz in der medizinischen Online-Lehre, der soziale und emotionale Lernkanäle stärker einbezieht, könnte den Bedürfnissen der Medizinstudierenden entgegenkommen, die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden stärken, Stress reduzieren und die Konzentration fördern.