Artikel
Das Training praktischer Fertigkeiten beeinflusst das Wissen und die Einstellung von Studierenden der Zahnmedizin gegenüber Notfallmedizin
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 5. August 2010 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Notfallsituationen in Zahnarztpraxen werden gemeinhin als eine Seltenheit betrachtet [1]. Mehrere Studien haben jedoch gezeigt, dass sie zwar selten tödlich enden, aber dennoch regelmäßig auftauchen [2]. Aufgrund der Veränderungen in Patientendemographie und klinischen Handlungspraktiken kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Notfälle in Zukunft steigen wird. Patienten haben demnach ein gutes Recht auf einen Zahnarzt, der in der Lage ist, Basic Life Support (BLS) zu leisten. Bisher ist notfallmedizinisches Training jedoch kein Pflichtelement im deutschen Studium der Zahnmedizin [3].
Weltweit beschäftigen sich Studien mit Qualität, Ablauf und Effizienz von Notfallmedizin für Zahnmediziner, aber es existieren nur wenige Daten über Einstellung und Selbsteinschätzung gegenüber Notfallmedizin [4]. Der Fokus unserer Studie liegt daher auf zwei Fragen:
- Beeinflusst das Training praktischer Fertigkeiten in BLS die Einstellung der Studierenden gegenüber der Wichtigkeit von Notfallmedizin für Zahnmediziner?
- Beeinflusst das Training das Selbstbewusstsein der Studierenden in ihre Fähigkeit, BLS praktisch auszuführen?
Methodik: Im Frühjahr 2010 konnten sich Zahnmediziner im fortgeschrittenen Semester freiwillig für Kurse anmelden, bestehend aus BLS für Erwachsene und Kinder. Diese wurden in Kleingruppen von qualifizierten studentischen Tutoren durchgeführt. Das Training beinhaltete eine theoretische Einführung und praktische Übungen an Modellen. Jeweils am Anfang und am Ende des Kurses wurde in einem standardisierten Fragebogen zum einen das notfallmedizinische Wissen der Teilnehmer getestet. Zum anderen wurde sowohl die Einstellung gegenüber dem Stellenwert notfallmedizinischen Grundwissens und praktischen Trainings als auch die eigene Sicherheit in praktischer Durchführung erfragt.
Ergebnis: Die Teilnehmer kamen hauptsächlich aus den Semestern 7-11 und kaum jemand hatte bereits Erfahrungen in Notfallmedizin gesammelt.
Der Vergleich der Prä-Post-Evaluationen zeigt, dass das Notfalltraining in mehreren Punkten einen signifikanten Einfluss auf die Einstellung bzw. Einschätzung der Studierenden genommen hat. Am Ende des Kurses waren fast alle Teilnehmer der Meinung, dass jeder Mediziner, egal welcher Fachrichtung, BLS-Techniken beherrschen sollte. Einen klaren Zuwachs bekam außerdem die Gruppe von Studierenden, die ein obligatorisches Erste-Hilfe-Training 1x pro Jahr befürwortet. Weiterhin konnte die Sicherheit der Teilnehmer in der Durchführung von BLS-Techniken sichtbar erhöht werden.
Schlussfolgerung: Da ein vermehrtes Vorkommen von Notfällen in Zahnarztpraxen zu erwarten ist, gibt es einen hohen Bedarf an notfallmedizinischem Training für Zahnmediziner. Es hat sich gezeigt, dass das Training einen positiven Effekt auf die Einstellung der Teilnehmer gegenüber der Wichtigkeit von BLS-Training und ihrer Selbsteinschätzung bzgl. der praktischen Durchführung relevanter Techniken hat.
Die Ergebnisse unterstreichen das Bemühen, notfallmedizinische Kurse obligatorisch und longitudinal nicht nur in das Zahnmedizin-Studium, sondern in alle medizinischen Berufsausbildungen zu integrieren.
Literatur
- 1.
- Girdler NM, Smith DG. Prevalence of empergency events in British dental practice and emergency management skills of British dentists. Resuscitation. 1999;41(2):159-167. DOI: 10.1016/S0300-9572(99)00054-4
- 2.
- Müller MP, Hänsel M, Stehr SN, Weber S, Koch T. A state-wide survey of medical empergency management in dental practices: incidence of emergencies and training experience. Emerg Med J. 2008;25(5):296-300. DOI: 10.1136/emj.2007.052936
- 3.
- Bundesminsterium für Gesundheit. Approbationsordnung für Zahnärzte. Bundesgesetzbl. 1955;I:37.
- 4.
- Carvalho RM, Costa LR, Marcelo VC. Brazilian dental students’ perceptions about medical emergencies: aqualitative exploratory study. J Dent Educ. 2008;72(11):1343-1349.