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Stellenwert der externen Evidenz bei der Arzneimittelauswahl in der Selbstmedikation
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Veröffentlicht: | 6. März 2018 |
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Hintergrund: Für eine evidenzbasierte Selbstmedikation sollten neben dem Patientenwunsch und der Erfahrung des pharmazeutischen Personals (PP) [interne Evidenz], qualitativ hochwertige Daten aus klinischen Studien (CTs) [externe Evidenz] berücksichtigt werden.
Mithilfe einer Befragung sollte deshalb der Stellenwert vorab definierter Einflussfaktoren bei der Arzneimittel(AM)-Auswahl in der Selbstmedikation in öffentlichen Apotheken erfasst werden.
Methoden: Deutschlandweite, anonyme Onlinebefragung (Sosci Survey) des PP von März bis August 2017 unter anderem zum Entscheidungsprozess in der Selbstmedikation. Die Verteilung des Befragungslinks erfolgte über Apothekerkammern, Berufsverbände und einen pharmazeutischen Fachverlag. Ein Expertenpanel aus Apothekern definierte 12 Faktoren, die das PP gemäß ihrer Wichtigkeit, dem Vorgehen in der Praxis und den Schwierigkeiten bei der Umsetzung in der AM-Auswahl bewerten sollte: I. Patientenfaktoren [Patientenwunsch, individuelle Patientensituation], II. Erfahrungswerte [Erfahrung von Kollegen, persönliche Erfahrung, Rückmeldung von anderen Patienten], III. externe Evidenz [Leitlinienempfehlungen (LE), Ergebnisse aus CTs], IV. weitere Faktoren [Anwenderfreundlichkeit des AM, Platzierung in der Sichtwahl, Bekanntheit, Information vom Außendienstmitarbeiter, Einkaufskonditionen/Preis].
Ergebnisse: Die 1068 Teilnehmer geben überwiegend an, die Faktoren der externen Evidenz als „eher wichtig“ bis „sehr wichtig“ zu erachten [LE 89%; CTs 84%]. LE und CTs werden nach Angaben der Befragten in der Praxis von 64% bzw. 48% berücksichtigt. Die individuelle Patientensituation [Platz 1], der Patientenwunsch [Platz 3] und die persönliche Erfahrung [Platz 4] werden im Entscheidungsprozess häufiger eingebunden als LE [Platz 5] und Ergebnisse aus CTs [Platz 6]. Es empfinden 41% bzw. 69% der Befragten die Berücksichtigung von LE und CTs bei der AM-Auswahl als „eher schwierig“ bis „sehr schwierig“. Dagegen empfinden dies nur 17% bei der Integration der individuellen Patientensituation.
Schlussfolgerungen: Das Apothekenpersonal sieht die Wichtigkeit der Berücksichtigung von Evidenz in der Beratung. Externe Evidenz fließt jedoch nur bedingt in die AM-Auswahl ein. Ein möglicher Grund hierfür ist, dass die Berücksichtigung von Ergebnissen aus CTs überwiegend als schwierig empfunden wird. Folgeprojekte sollten Strategien entwickeln, um das PP bei der Integration von externer Evidenz in die Beratung zu unterstützen.
Gefördert von ABDA und Avoxa.