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Praktikabilität standardisierter Dokumentationsverfahren in der ambulanten Physiotherapie
Feasibility of a standardized documentation procedure in physiotherapy
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Veröffentlicht: | 12. Februar 2008 |
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Hintergrund
Physiotherapie wird bei muskuloskelettalen Erkrankungen häufig eingesetzt. Ergebnisse ausländischer Studien zur Effektivität (z. B. [2]) lassen sich aufgrund unterschiedlicher Gesundheitssysteme nur bedingt übertragen. Kurze, standardisierte, diagnoseübergreifende Dokumentationsverfahren sind auch aus methodischen Gründen rar.
Vor einer multizentrischen Evaluationsstudie zu den Effekten ambulanter Physiotherapie erprobten wir standardisierte Dokumentationsverfahren hinsichtlich Aussagekraft und Alltagstauglichkeit.
Methoden
Das Verfahren besteht im Wesentlichen aus dem X-SMFA [3] und ABI-kurz (Arbeitsbewältigungsindex, [1]), umfasst 66 Items zum Einsatz vor, bei und 6 Monate nach der Therapie. Physiotherapeutische Untersuchungsergebnisse werden mit 7 (Wirbelsäule) bzw. 6 Verfahren (Kniegelenk) erfasst. Auswahlkriterien waren einfache Durchführung, Dokumentation, Alltagsbezug.
Seit 05/2007 wurden in 6 Pilotpraxen 54 Patienten/164 Dokumentationen erfasst.
Akzeptanzmaße sind Teilnahmequote und Abbruchrate. Maße für Praktikabilität sind die Häufigkeit fehlender Werte und Dauer der Untersuchung/Dokumentation.
Ergebnisse
Die Teilnahmerate liegt bei 90%. Die Patienten bewerten ihre Erhebungsbögen als leicht ausfüllbar.
Inzwischen übernahmen 159 norddeutsche Physiotherapiepraxen das Dokumentationsverfahren.
Die Bearbeitungszeit der Patienten-Fragebögen liegt bei 15 Minuten. Die Untersuchung und Dokumentation durch Physiotherapeuten benötigt 10 Minuten, der studienbedingte Mehraufwand wird mit 3-5 Minuten angegeben. Fehlende Werte liegen bei Untersuchungsbefunden in 2-5% vor. Zum Befundbogen „Knie“ sind wegen geringer Patientenzahlen noch keine Aussagen möglich. Die Patientenbefragung ergibt ein uneinheitliches Bild mit häufiger fehlenden Werten beim ABI und methodenkonform ca. 5% Fehlquote beim X-SMFA.
Erste Analysen zeigen einen Trend im Sinne von Besserungen der Beweglichkeit, Belastbarkeit und im Alltag nach der Physiotherapie.
Schlussfolgerung/Implikation
Das Verfahren lässt sich in den physiotherapeutischen Alltag integrieren und ist ausreichend änderungssensitiv für Verlaufsdokumentationen. Im weiteren Verlauf wird die prädiktive Wertigkeit einzelner Parameter untersucht.
Eine Vergleichsgruppe wäre wünschenswert, ließ sich jedoch unter den Gegebenheiten nicht verwirklichen.
Die erfolgte Standardsetzung sehen wir als gute Ausgangsbasis für die weitere Evidenzbeurteilung ambulanter Physiotherapie.
Literatur
- 1.
- Nübling M, Hasselhorn HM, Seitsamo J, Ilmarinen J. WORK ABILITY INDEX Fragebogen: Vergleich kurze und lange Krankheitenliste. 2005. Online: http://www.arbeitsfaehigkeit.net/pdf_files/downloads/WAI3PosterNueblingeta230305.pdf.
- 2.
- Smidt N, de Vet HCW, Bouter LM, Dekker J. Effectiveness of exercise therapy: A best-evidence summary of systematic reviews. Austral J Physiother. 2005;51:71–85.
- 3.
- Wollmerstedt N, Kirschner S, Böhm D, Faller H, König A. Entwicklung und Evaluierung der Kurzversion des Funktionsfragebogens Bewegungsapparat XSMFA. Z Orthop. 2003;141:718-24.