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Verbreitung von evidenzbasierten Maßnahmen und Verhaltensänderung in der Hausarztpraxis: Risiko-Konformität der medikamentösen Verschreibung am Beispiel von ARRIBA-Herz, einer Entscheidungshilfe für die Herz-Kreislaufprävention
Dissemination of evidence based innovations and behaviour modification in general practice: medical treatment and global risk using ARRIBA-Herz a decision aid in cardivascular prevention
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Veröffentlicht: | 12. Februar 2008 |
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Hintergrund
Über das Schicksal einer Innovation entscheidet, ob sie den Bedürfnissen der Zielgruppe angepasst ist und hier tatsächlich ein Problem löst. Einerseits sehen sich niedergelassene Ärzte dem Druck der pharmazeutischen Industrie und von medizinischen Meinungsführern zum aggressiven Verschreiben ausgesetzt, andererseits ist ihr Spielraum durch das Wirtschaftlichkeitsgebot und die Budgetierung ausgesprochen eng geworden. Zudem fühlen sich viele Ärzte in Diskussionen mit kritischen Patienten überfordert. Deshalb kann von einer hohen Motivation der Gruppe der Hausärzte ausgegangen werden, praktische Hilfen zu benutzen, mit denen evidenzbasierte therapeutische und ökonomische Gesichtspunkte sinnvoll abgestimmt werden können. Ziel von ARRIBA-Herz ist es, bei den geschulten Ärzten ein verbessertes Verständnis eines multifaktoriellen Gesamtrisikos sowie von absoluter und relativer Risikoreduktion zu erreichen; mit praktischen Hilfen zu Berechnung und Beratung soll eine unmittelbare Umsetzung in der Praxis ermöglicht werden.
Mit dieser Studie untersuchen wir, ob die Implementierung von ARRIBA-Herz zu einer risikoadäquateren Verschreibung von Medikamenten durch den Hausarzt führt.
Methoden
Nach Intervention (2 Fortbildungen ARRIBA-Herz im Interventionsarm, eine 'Placebofortbildung' im Kontrollarm) rekrutierten 91 Praxen insgesamt 1132 Patienten, von denen 926 nach einem halben Jahr nachuntersucht werden konnten. Am Beispiel von Statinen, Thrombozytenaggregationshemmern (TAH) und Blutdrucksenkern (BDS) wird die Risikoangemessenheit der Verschreibung überprüft. Als angemessen wurde die Verordnung bei einem Gesamtrisiko für ein kardiovaskuläres Ereignis von >15% in 10 Jahren und in der Sekundärprävention oder die Nichtverordnung eines Medikaments bei einem Risiko ≤15% angesehen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse liegen bis zur Tagung vor. Als Resultat erwarten wir in der Prüfgruppe einen höheren Anteil von Patienten mit risikokonformer medikamentöser Verschreibung. Diese werden außerdem nach risikorelevanten Variablen (Vorerkrankungen, Alter, Geschlecht, Risikostatus) stratifiziert ausgewertet.
Schlussfolgerung/Implikation
Es kann nicht als selbstverständlich angenommen werden, dass sich komplexe Innovationen automatisch im Gesundheitssystem ausbreiten. Solche Transfer-Prozesse sind ebenso mühsam wie ärztliche Routinen stabil und müssen deshalb durch eine wirksame Implementierungs-Strategie unterstützt werden. ARRIBA-Herz kann diese Lücke schließen.