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HTA und empirische Ethik. Methodische Herausforderungen und Praxisempfehlungen für systematische Übersichtsarbeiten zur sozial-empirischen Ethik
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Veröffentlicht: | 12. Februar 2008 |
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Gliederung
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Hintergrund
In den letzten 15 Jahren wurden zunehmend sozialempirische Studien zu ethischen Fragestellungen publiziert [1]. Ziel der qualitativen oder quantitativen Interview- und Survey-Forschung ist es, ein repräsentatives Bild von den Einstellungen und Werthaltungen der in einen ethischen Konflikt involvierten stakeholder zu ermitteln. Dieser Forschungsbereich deckt somit eine für HTAs relevante, wenn auch häufig nicht ausreichend berücksichtigte Informationsgrundlage ab [2]. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Studiendesigns und heterogener Studienergebnisse bei ähnlichen Fragestellungen erscheint eine systematische und transparente Erfassung der verfügbaren empirischen Ergebnisse in HTAs notwendig.
Methoden
Am Beispiel qualitativer und quantitativer Forschung zu ethisch sensiblen Fragestellungen im Rahmen der Ressourcenallokation im Gesundheitswesen sollen die Möglichkeiten und Grenzen von systematischen Übersichtsarbeiten zur empirischen Forschung in der Ethik anhand eines 7-Stufen Modells dargestellt werden [3], [4].
Ergebnisse
Systematische Übersichtsarbeiten zur sozial-empirischen Ethik bedürfen der methodischen Adaptation auf den Ebenen (1) Formulierung der Review-Frage, (2) Auswahl relevanter Datenbanken, (3) Anwendung ergänzender Suchstrategien, (4) Entwicklung eines Suchalgorithmus, (5) Relevanz Bewertung, (6) Qualitätsbewertung und (7) Datenauswertung & Datenpräsentation. Beispielsweise ist bei der Entwicklung von Suchalgorithmen auf die Verwendung Datenbank-spezifischer Suchbegriffe zu achten, der jeweils eine Analyse der Indexierung relevanter sozialempirischer Artikel vorangehen muss. Die Ein- und Ausschlussbewertung von Studien bedarf ein explizites Klassifizierungsschema, um die Evaluation der Inter-Rater Reliabilität zu ermöglichen.
Schlussfolgerung/Implikation
Systematische Übersichtsarbeiten in der empirischen Bioethik sind anwendbar, benötigen aber eine methodische Adaptation. Sie erlauben die Identifizierung von relevanten Unterschieden in Studien mit ähnlicher Ausgangsfrage und bieten eine umfassendere Übersicht zu den HTA-relevanten Ergebnissen. Elektronische Datenbanken und ihre Schlagwortkataloge unterscheiden sich in ihrer Qualität bei der Identifizierung von relevanten Studien. Die Transparenz der verwendeten Datenbanken, Suchbegriffe sowie Einschluss- und Ausschlusskriterien ist deshalb hilfreich, um die Qualität und Brauchbarkeit einer Übersichtsarbeit bewerten zu können.
Literatur
- 1.
- Borry P, Schotsmans P, Dierickx K. Empirical research in bioethical journals. A quantitative analysis. J Med Ethics. 2006;32(4):240-5.
- 2.
- Droste S, Gerhardus A. Ethische Aspekte in Kurz-HTA-Berichten. Eine systematische Übersicht. Z Arztl Fortbild Qualitatssich. 2003;97(10):711-5.
- 3.
- Strech D, Synofzik M, Marckmann G. How physicians allocate scarce resources at the bedside: A systematic review of qualitative studies. Journal of Medicine and Philosophy. 2008;33(1): in print.
- 4.
- Strech D, Synofzik M, Marckmann G. Systematic Reviews of Empirical Bioethics. Conceptual Challenges and Practical Recommendations. J Med Ethics. 2008; in print.