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Leitliniengerechte Versorgung mit Biologika von Patienten mit schweren Hauterkrankungen in niedergelassenen Hautarztpraxen in Bayern
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Veröffentlicht: | 26. September 2017 |
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Hintergrund: Deutschlandweit leiden etwa 2 Millionen Menschen an Psoriasis und etwa 800.000 Menschen an chronisch spontaner Urtikaria. In der Therapie dieser Erkrankungen kommen Biologika gemäß aktueller Leitlinie bei schweren Erkrankungsformen zum Einsatz. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass ein signifikanter Anteil der Betroffenen keine adäquate Therapie erhält. Entsprechende Studien, die die Versorgung von Patienten mit schweren dermatologischen Erkrankungen gemäß Leitlinie im niedergelassenen Bereich und etwaige Barrieren untersuchen, gibt es bislang jedoch kaum.
Fragestellung: Gibt es Hürden bei der Behandlung und der Versorgung von Patienten mit schweren dermatologischen Erkrankungen gemäß aktueller Leitlinie bei Ärzten im niedergelassenen Bereich, welche vor allem für die flächendeckende Versorgung essentiell sind?
Methode: Im Rahmen einer nicht-interventionellen Querschnittstudie wurde ein standardisierter Fragebogen an niedergelassene Dermatologen in Bayern (n = 499) verschickt. Die Studie wurde von der zuständigen Ethikkommission genehmigt. Die Selektion der Ärzte erfolgte über eine Listung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Jede dort gelistete Praxis und alle dort praktizierenden Dermatologen qualifizierten sich für eine Teilnahme. Der anonymisierte Fragebogen beinhaltete unter anderem Fragen zum Einsatz von Biologika und möglichen Anwendungsschwierigkeiten bei der Patientenbehandlung.
Ergebnisse: Es nahmen insgesamt 136 bayerische Dermatologen (53 Frauen, 83 Männer; 53,2 8,45 Jahre) an der Studie teil. Der Anteil der mit Biologika behandelten Patienten lag bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis bei 13,7% und bei chronisch spontaner Urtikaria bei 6,91%. Die größten angegebenen Hürden („mäßige/starke Barriere“) bei der Verschreibung stellten für Ärzte die hohen Therapiekosten (64,7%), die geringe Vergütung (62,5%) und die Angst vor möglichen Regressforderungen (52,9%) dar. Eine ungenügende wissenschaftliche Evidenz oder eine ungenügende Effizienz der Medikamente wurden von den meisten Teilnehmern (86,0% und 83,1%) als keine Barriere angegeben.
Diskussion: Erste Ergebnisse, die auf die Therapiekosten und eine ungenügende Vergütung als mögliche Barriere bei deutschen Ärzten hinwiesen, konnten in dieser Zielgruppe umfassend bestätigt werden.
Praktische Implikation: Eine Evaluation des Umgangs mit Biologika und etwaiger Barrieren soll zu einer langfristigen Optimierung der Patientenversorgung gemäß aktueller Leitlinie beitragen und eine Identifikation potentieller Ansatzpunkte für eine flächendeckende Optimierung der medizinischen Versorgung von Patienten mit schweren Hauterkrankungen ermöglichen.