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Isozentrisches stereotaktisches Zielgerät für die perkutane transsakrale Verschraubung – eine experimentelle Machbarkeitsstudie
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Die perkutane transsakrale Schraubenosteosynthese (TSS) findet für osteoporosebedingte sakrale Fragilitätsfrakturen zunehmende Anwendung. Sie stellt ein minimalinvasives, primär belastungsfähiges Verfahren für geriatrische Patienten dar. Allerdings stellt die freihängige (FH) Implantatplatzierung im eng begrenzten Knochenkorridor unter Orientierung an planaren Bildwandler (BV)-Aufnahmen hohe Ansprüche an die räumliche Vorstellungskraft des Operateurs. So sind fehllagenbedingte Schädigungen lumbaler/sakraler Nervenwurzeln gefürchtete Komplikationen. In dieser Studie wird der Prototyp eines neu entwickelten isozentrischen Zielgerätes (IZG) im experimentellen Setup auf seine Präzision und praktische Anwendbarkeit untersucht.
Methodik: In einer randomisierten, experimentellen Studie wird das IZG gegen die FH-Technik verglichen. Das IZG erlaubt die ex-vivo Adjustierung der Zieltrajektorie nach dem Kimme-Korn-Prinzip im seitlichen BV-Strahlengang. 4 Operateure (O) platzieren mit jeder Technik jeweils 14 K-Drähte in ein artefizielles Sakrummodell mit größenadjustrierten Korridoren (ø16,8 mm, radiopaquer PU-Quader 18x13x4cm mit Weichteilsimulation). Ziel war die möglichst zentrale K-Drahtplatzierung im Korridor unter Avisierung eines metallisch markierten Zielpunktes. Als Präzisionsparameter wurden der radiäre Abstand der Drahtspitze zum Zielpunkt (drad), die Anzahl der Bohrversuche (nBo) und die Perforationsrate (RPerf) definiert. Die Praktikabilität wurde anhand der Prozessparameter BV-Dauer (tBV) und Prozedurendauer (tP) untersucht. Die statistische Auswertung erfolgte nach dem verallgemeinerten linearen gemischten Modell mit SPSS 23.0.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei Verwendung des IZG war die dradmit 2,8±0,53 mm signifikant kleiner als mit der FH (4,4±0,53mm) (p<0.0001), wobei jeweils nur 1 Bohrversuch erforderlich war. Bei FH waren ø2,6 Bohrversuche pro Korridor erforderlich. Mit dem IZG kam es zu einer geringeren, jedoch nicht signifikanten RPerf als bei FH (IZG: 8 [7,1%], FH: 15 [13,4%], p=0,186). Perforationen traten allesamt im Bereich der Neuroforamina auf, lagen <2mm und waren somit als akzeptabel einzuschätzen. Die tBV war unter Verwendung des IZG signifikant geringer als bei FH (IZG: 7±2,6 s, FH: 12±3,2 s, p=0,006). Bei Verwendung des IZG war die tP im Vergleich zur FH lediglich um ø23 s verlängert (IZG: 480±57, FH: 458±57 s), wobei dieser Unterschied nicht signifikant war.
Das IZG zeigt sich gegenüber der FH in Bezug auf die Präzision und die benötigte BV-Dauer deutlich überlegen. Die für Adjustierung des IZG benötigte Dauer ist gering und in Bezug auf die operative Gesamtprozedur zumindest im experimentellen Setup vernachlässigbar. Das IZG erlaubt die Festlegung der Bohrtrajektorie ex-vivo noch vor Inzision der Weichteile. Zugleich sind repetitive Bohrversuche wie bei der FH nicht erforderlich. Zusammenfassend stellt das IZG ein gewinnbringendes Instrument zur Erhöhung der Patientensicherheit und Reduktion der Strahlenexposition für Patient und OP-Team dar.