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Vergleich der Repositionsergebnisse von offen und minimalinvasiv durchgeführten dorsalen Frakturstabilisierungen der Brust- und Lendenwirbelsäule bei Patienten mit ankylosierender Spondylarthropathie – Eine retrospektive Analyse
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Ungünstige Hebelverhältnisse bei ankylosierenden Spondylarthropathien (ASA) prädisponieren schon bei geringen Traumen zu instabilen Wirbelfrakturen. Sie erfordern i.d.R. langstreckige Stabilisierungen. Neben dorsalen Fixationen in klassisch offener Technik (OT) setzt sich zunehmend ein minimalinvasives Vorgehen (MIS) durch. Die angestrebte Reposition der Fraktur gestaltet sich bei den ASA-Patienten oft schwierig. Unsere Analyse zielt darauf ab, ob sich die Methoden in ihrer Repositionsgüte unterscheiden.
Methodik: Im Zeitraum von 2002 bis 2018 wurden insgesamt 78 ASA-Patienten mit instabilen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule operiert (OT: 31; MIS: 47). Die Frakturen wurden nach AO-Spine klassifiziert. Retrospektiv wurden anhand prä- und postoperativer CT-Aufnahmen in der Sagittalebene der primäre Fehlstellungswinkel (FW) anhand des bisegmentalen Grund-/Deckplattenwinkels bestimmt und der erreichte Korrekturwinkel (KW) von prä- zu postoperativ berechnet. Unterschiede der FW und der erzielten KW wurden im Gruppenvergleich jeweils mittels U-Test (zweiseitig, exakt) und Änderungen der FW von prä- zu post-OP mit dem Wilcoxon Test untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Patientenalter, Frakturtyp und -lokalisation sind in Tabelle 1 zusammengestellt, wobei ventral distrahierende B3-Verletzungen am häufigsten auftraten. Sowohl prä- (p=0.017) als auch post-OP (p=0.020) unterscheiden sich die primären FW der Patienten zwischen OT und MIS signifikant (siehe Abbildung 1A). Die OT-Patienten zeigen zu beiden Zeitpunkten jeweils im Median um -3° größere Fehlstellungen als die MIS-Patienten. Bei keiner der beiden Techniken wurde jedoch eine signifikante Änderung des FWs erreicht (OT: p=0.073; MIS: p=0.478). Sie unterscheiden sich ebenfalls nicht signifikant im KW (p=0.612, siehe Abbildung 1B).
Die Reposition instabiler Wirbelfrakturen bei ASA mittels Fixateur intern ist aufgrund der biomechanisch ungünstigen Hebelverhältnisse und der kyphotisch imbalancierten Achse schwierig. Repositionstechniken scheinen in OT suffizienter als minimalinasiv, weshalb sich auch in unserer Kohorte ein primär höherer FW bei offenen Versorgungen fand. Jedoch konnte weder in der OT- noch in der MIS-Gruppe eine signifikante Verbesserung der frakturbedingten Fehlstellung erreicht werden. Die beiden Techniken sind somit in Bezug auf die Repositionsgüte gleichwertig. Distraktionsverletzungen (B3) stellen den häufigsten Frakturtyp dar (OT: 58%; MIS: 83%). Interessant ist, dass in diesen Fällen die verbliebene ventral klaffende Fehlstellung zu einer Aufrichtung und somit Verbesserung der sagittalen Balance führt. Dies könnte sogar ein funktioneller Vorteil sein. Ob diese ventral klaffenden Frakturen allerdings zeitgerecht knöchern ausheilen (ähnlich open-wedge-Osteotomien), ist Gegenstand aktueller Nachuntersuchungen.