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Ganzkörper-MRT in der pädiatrischen Polytrauma-Diagnostik – Patientencharakteristika und Traumamechanismus
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Wenn im Rahmen eines Polytraumas ein Notfall in die Klinik eingeliefert wird, ist man auf Standardprozederes angewiesen, um sich möglichst schnell einen genauen und präzisen Überblick über den Umfang der Verletzungen verschaffen zu können. Daher gibt es dort eindeutige Handlungsanweisungen zur Diagnostik. In der S3-Leitlinie der DGU zur Schwerverletztenversorgung wird die Ganzkörper-Computertomographie für die Polytrauma-Diagnostik als Goldstandard angesehen. Es existieren klar definierte Unfallmechanismen, die diese Diagnostik trotz der damit verbundenen Strahlenbelastung nach sich ziehen sollten. Gerade Kindern gelten jedoch hinsichtlich der Strahlenbelastung als besonders gefährdet. Eine Differenzierung im Kindesalter ist in der Leitlinie nicht vorgesehen. In unserem überregionalen Traumazentrum der DGU wurden seit 2007 Ganzkörper-MRTs als Polytrauma-Diagnostik für Kinder alternativ eingesetzt. Ziel der retrospektiven Studie war es die Polytrauma-Diagnostik mittels Ganzkörper MRT für Kinder zu evaluieren, erste Erkenntnisse dazu aufzuzeigen sowie den Einfluss von Patientencharakteristika und Verletzungsmechanismus darzulegen.
Methodik: Die Daten entstammen einer retrospektiven Analyse der pädiatrischen Ganzkörper-MRTs. Diese wurden zwischen dem 01.04.2007 und 31.12.2018 durchgeführt und betrafen Patienten im Alter von 0 bis 16 Jahren. Die MRT-Befunde der Radiologen wurden auf die epidemiologischen Patientencharakteristika wie Alter und Geschlechterverteilung sowie auf den Unfallhergang hin analysiert und mit der Liegedauer ins Verhältnis gesetzt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 103 Ganzkörper-MRTs bei Patienten unter 16 Jahren aufgrund eines Traumas innerhalb der Jahre 2007-2018 durchgeführt. Das Durchschnittsalter bei der Untersuchung betrug 10 Jahre (±SD 3.2). Die Geschlechterverteilung zeigte, dass Jungen (n=62, 60.2%) im Vergleich zu Mädchen (n=41, 39.8%) häufiger betroffen waren. Die häufigste Unfallursache, die zur Durchführung einer MRT führte, war der Sturz aus großer Höhe (36.9%), gefolgt von einem Verkehrsunfall als Fußgänger (32.0%). Weitere Verletzungsmechanismen waren Verwicklungen in Verkehrsunfälle als Radfahrer oder als PKW-Insasse. Die Verweildauer im Krankenhaus betrug im Durchschnitt 4.8 Tage (Spanne der Verweildauer zwischen 2-27 Tagen). Einen Einfluss auf die Liegedauer haben das Patientenalter wie auch der Unfallmechanismus.
Die Ganzkörper-MRT ist beim polytraumatisierten Kind eine alternative, strahlenarme Diagnostikmethode. Die Indikation sollte jedoch streng gestellt werden. Die Durchführung ist sowohl von einer akuten vitalen Bedrohung als auch vom Unfallmechanismus abhängig zu machen. Die generelle Indikationsstellung sowie die beim kreislaufinstabilen Kind ist durch weitere Untersuchungen zu analysieren.