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Die Kombination von Weichteiltrauma und temporärer Nervenläsion führt im CRPS-Tiermodell zu einer lokalen Osteopenie
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) geht häufig mit typischen radiologisch nachweisbaren Veränderungen am Knochen (lokale Osteopenie) einher und wird je nach nachweisbarer Nervenbeteiligung in Typ I oder II unterschieden. Neuere Studien legen nahe, dass auch beim CRPS I eine temporäre Druckschädigung am Nerven (z.B. Dislokationsstellung, einschnürende Verbände) eine pathophysiologisch bedeutsame Rolle spielt. In der folgenden Studie sollen Schmerzentwicklung, lokale Inflammation und Osteopenie in einem neuen Modell zum CRPS bei der Ratte untersucht werden.
Methodik: An SD-Ratten wurde ein standardisiertes Weichteiltrauma an der Wade mit einem pneumatisch betriebenen Bolzen appliziert. Der Versuchsgruppe (Temporary Nerve Injury (TNI), 3 Gruppen, n=7) wurden 4 lose Ligaturen im Sinne einer Chronic Constriction Injury um den N. ischiadicus angelegt. Um eine vorübergehende Irritation des Nerven zu erreichen, wurden die Ligaturen am 4. p.o. Tag entfernt. Die Kontrollgruppe erhielt eine Shamoperation. CRPS-typische Symptome (Spontanschmerz, Kälte- und Wärmeallodynie, mechanische Hypersensitivität), wurden über einen Monat gemessen. Lokale Entzündung (in vivo Fluoreszenzmikroskopie), Apoptose (Immunhistochemie) sowie Knochenmikroarchitektur und - dichte ( μ-CT an der ipsilateralen Tibia) wurden an Tag 2, 7 und 28 bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Two-Way ANOVA gefolgt vom Holm-Sidak Test, Signifikanz p<0,05.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Versuchsgruppe bildete sich ein über 3 Wochen währendes neuropathisches Schmerzsyndrom mit maximaler Ausprägung an Tag 5 (p<0,05) aus. Während sich Spontanschmerz, Kälte- und Wärmeallodynie nach 28 Tagen vollständig zurückgebildet hatten, bestand die mechanische Hyperalgesie auf niedrigem Niveau fort.
Eine lokale Entzündungsreaktion, angezeigt durch Leukozyten-Endothel-Interaktion, war am 2. p.o. Tag sowohl in der Versuchs- als auch Kontrollgruppe erkennbar (adhärente Leukozyten TNI: 286 +- 32 /mm2, Kontrolle: 307 +- 62 /mm2). Nach einer Woche war bereits kein signifikanter Unterschied zur Situation präoperativ erkennbar. Die Apoptoserate des Muskels zeigte eine signifikante, gleichmäßig hohe myozytäre Apoptoserate (TNI: 15,2 +- 4,2/mm2, Kontrolle: 5,6 +- 1,5/mm2) über den gesamten Zeitraum. In der μ -CT Analyse des Knochens zeigte sich ein drastischer Verlust an trabekulärer Knochendichte und - volumen mit einer deutlichen Verschlechterung der Knochenmikroarchitektur bereits ab dem 7. P.o. Tag. Die Veränderungen nahmen über den Beobachtungszeitraum zu (BV/TV TNI: 9,88%, Kontrolle: 27,59%).
Durch die Kombination von Weichteiltrauma mit einer intermittierenden Nervenläsion kann eine vorübergehende CRPS-Symptomatik erzeugt werden, deren Schmerz- und Entzündungssymptome fast vollständig im Untersuchungszeitraum abklingen.
Allerdings kommt es parallel zu langfristig anhaltenden Veränderungen von Knochendichte und - mikroarchitektur im Sinne einer lokalen Osteopenie analog zur CRPS-assoziierten Osteoporose beim Menschen.