Artikel
Paläopathologie der Wirbelsäule im frühen Mittelalter
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Bei archäologischen Ausgrabungen im Südwesten von Deutschland konnten zahlreiche gut erhaltene Skelette aus dem frühen Mittelalter (6. bis 8. Jahrhundert n. Chr.; Volkstamm der Alamannen) geborgen werden. In der vorliegenden systematischen Untersuchung werden die Wirbelsäulen von 253 Individuen aus dieser Zeit untersucht. Ziel der Studie ist es, die Häufigkeit von unterschiedlichen Erkrankungen der Wirbelsäule in einer frühen Population aufzuzeigen.
Methodik: Zur paläopathologischen Untersuchung der Wirbel wurden makroskopische und mikroskopische Methoden angewandt, sowie computertomographische und röntgenologische Bildgebung bei besonderen Fragestellungen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die anthropologische Untersuchung ergab ein durchschnittliches Sterbealter um 34 Jahre, wobei Frauen eine geringe Lebenserwartung hatten. Degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule konnten in 27% (Durchschnittsalter um 44 Jahre) beobachtet werden. Eine Spondylose oder Spondylarthrose der Lendenwirbelsäule lag bei 26% der Skelette vor (Durchschnittsalter um 44 Jahre). Spondylolysen fanden sich bei 3,8% der untersuchten Lendenwirbelsäulen und in 3,8% zeigte sich ein Morbus Scheuermann im thorakolumbalen Übergang. Folgende weitere Pathologien wurden selten beobachtet (< 1%): Morbus Bechterew, spinale Tuberkulose, Wirbelkörperfraktur oder kongenitale Fehlbildung (Schmetterlingswirbel). Osteoplastische oder osteolytische Tumore konnten nicht beobachtet werden.
Die anzunehmende körperliche Aktivität im frühen Mittelalter führte zu keiner Zunahme von degenerativen Veränderungen im Vergleich mit der Prävalenz heutzutage. Maligne Tumore wurden in frühen Kulturen (z.B. altes Ägypten) nur selten oder wie in der vorliegenden Studie nicht beobachtet. Die spinale Tuberkulose war bei den Alamannen eine seltene Erkrankung im Gegensatz zu anderen historischen Populationen.