Artikel
Antibiotika-Prophylaxe und Therapie bei multiresistenten Erregern in der Orthopädie: Erreicht Daptomycin wirksame Gewebespiegel?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Knochen- oder Gelenkinfektionen sind schwerwiegende Komplikationen in der Orthopädie. Dabei werden immer häufiger multiresistente Erreger wie MRSA, MRSE und VRE nachgewiesen. Im Hinblick auf diese Entwicklung müssen zunehmend resistenzgerechte Ersatzpräparate zur perioperativen Prophylaxe und Therapie verwendet werden. Daptomycin, der Vertreter einer eigenen Antibiotikaklasse, gehört dabei zu den neueren zur Verfügung stehenden Substanzen. Die Zulassung von Daptomycin umfasst bisher nur die Behandlung komplizierter Haut- und Weichteilinfektionen mit grampositiven Bakterien. Dennoch konnten einige klinische Anwenderstudien gute Erfolge bei der Behandlung von komplizierten Knochen- oder Gelenkinfektionen zeigen. Ziel der Untersuchung war es festzustellen, inwiefern nach Einmalgabe des Antibiotikums im Rahmen einer elektiven Prothesenoperation ausreichende Gewebespiegel von Daptomycin im subcutanen Fett-, sowie im Knorpel- und Knochengewebe dieser Patienten zu finden sind.
Methodik: In einem prospektiven Parallelgruppenvergleich erhielten dabei insgesamt 18 erwachsene Patienten zur Antibiotikaprophylaxe jeweils eine intravenöse Einmaldosis von 350 mg Daptomycin vor einer elektiven Hüft- oder Knieprothesenimplantation. Es erfolgte im Vorfeld eine Zuteilung der Patienten zu einer von 3 Gruppen von je 6 Patienten. Nachfolgend wurden dann gemäß der Gruppenzuteilung zu unterschiedlichen Zeitpunkten intraoperative Serum- und Gewebeproben von subcutanem Fett, Knorpel und Knochen entnommen. So erfolgte die Probengewinnung für die Gruppe I im Zeitintervall zw. 1 und 1,5 Stunden, für Gruppe II zw. 1,5 und 2,5 Stunden und Gruppe III zw. 2,5 und 3,5 Stunden nach Applikation. Die Analyse der Daptomycinkonzentrationen in den Serum- und Gewebeproben erfolgte mittels Hochdruck- Flüssigkeits-Chromatographie (HPLC).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Alle Serumproben sowie alle Gewebeproben vom Knorpel und Knochen erbrachten messbare Daptomycinkonzentrationen. Im subcutanen Fettgewebe hingegen konnte nur in wenigen Proben ein nennenswerter Daptomycinspiegel gemessen werden. Es zeigte sich eine gute Gewebegängigkeit von Daptomycin in Knochen und Knorpel, wobei die absoluten Konzentrationen im Vergleich zum Serum deutlich geringer waren. Die Daptomycin- Konzentration im Serum und im Knochen zeigte dabei eine langsame Regression über den Beobachtungseitraum von 3 ½ Stunden, während sich im Knorpel eher ein steady state einstellte. Die Gewebespiegel von Daptomycin im Knorpel und Knochen lagen über den gemessenen Zeitraum von bis zu 3 ½ Stunden aber immer oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) für Staphylokokkus aureus (0,5 µg/ml). Die Untersuchung unterstützt damit bisherige klinische Ergebnisse zur Verwendung von Daptomycin bei schweren Gelenk- und Knocheninfektionen durch grampositive multiresistente Erreger.