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Innovative intramedulläre Stabilisierung von Mittelhandschaftfrakturen durch ein photodynamisches Polymer (IlluminOss) – Erste klinische Erfahrungen
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Mittelhandfrakturen werden neben der konservativen Therapie mit unterschiedlichen Osteosynthesetechniken behandelt. Das Spektrum der Frakturstabilisierung reicht von der K-Drahtspickung, der Feingewindeschraubenosteosynthese über die intramedulläre Bündelnagel- oder K-Drahtschienung und die Plattenosteosynthese bis zur Minifixateuranlage. Das hier erstmalig verwendete, minimal-invasiv intramedullär eingebrachte Kunststoffimplantat stabilisiert die Fraktur und führt zur Heilung. Das Design des Implantates bietet die Möglichkeit durch Verriegelung mit individuell eingebrachten Schrauben, die Stabilität zu erhöhen. Kunststoffverbindungen werden seit Jahren erfolgreich in der Zahnmedizin eingesetzt. Ende 2008 erfolgte die Zulassung des hier verwendeten Methylacrylats in der Humanmedizin.
Methodik: In Seldinger-Technik wird nach Reposition der Fraktur in den zuvor mit Hilfe flexibler kanülierter Bohrer erweiterten Markraum ein Ballon-Katheter eingeführt. Der Ballon wird mit dem flüssigen Kunststoffmonomer befüllt und durch Anlage sichtbaren blauen Lichts mit einer Wellenlänge von 436 nm innerhalb von 200 Sekunden in ein hartes Polymer überführt. Biomechanische Untersuchungen ergaben gleichwertige Stabilität wie bei intramedullärer K-Drahtschienung, bei zusätzlicher Verriegelung des IlluminOss-Implantates mit einer Mini-T-Platte bzw. einem Minifixateur vergleichbare Stabilität.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Von Januar bis Oktober 2010 wurden insgesamt 10 Patienten (6 Männer/4 Frauen) mittels IlluminOss behandelt. Das durchschnittliche Alter lag bei 25,9 Jahren (16-49). Eine zusätzliche Verriegelung erfolgte bei 4 Patienten. Die mittlere Operationszeit betrug 79,1 Minuten (67-101), das Zeitintervall zwischen Trauma und Operation lag im Mittel bei 5,9 Tagen (3-9). Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum betrug 5,1±3,2 Monate, (2-11). Bei allen 10 Patienten konnte radiologisch die knöcherne Ausheilung nachgewiesen werden. Bei einer Patientin kam es unmittelbar postoperativ zu einer deutlichen Weichtschwellung, die unter konservativer Therapie ohne Folgeschäden und mit freier Funktion ausheilte. Alle Patienten hatten eine freie Funktion mit kompletter Streckung und Beugung der Finger, es fanden sich keine Rotationsfehler. Der mittlere DASH-Score lag bei 31,8 Punkten. IlluminOss kann sich als sinnvolle alternative Versorgung bei Mittelhandschaftfrakturen erweisen.